Die abhängige/dependente Störung und ihre "Komorbidität"

Aus Borderline-Zone.org
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Wie bereits in anderen Kapiteln gesagt lehne ich den Begriff der Komorbidität innerhalb der Persönlichkeitsstörungen ab. Es bleibt uns allerdings nichts weiter übrig als weiterhin diese Wort zu verwenden.

Die untere Grafik soll ein häufig vorkommend Konstellation von eingreifenden Symptomen aus der ängstlich (vermeidenden) PS F60.0 und der zwanghaften PS F60.5 darstellen. Der ausprägungsgrad der jeweils eingreifenden Symptome ist wie bei der Borderline-Störung natürlich unterschiedlich.

Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus und übertriebener Gewissenhaftigkeit. Damit verbunden sind ständige Kontrollen, Halsstarrigkeit. Vorsicht und Rigidität. Es können beharrliche und unerwünschte Impulse auftreten die nicht die schwere einer Zwangsstörung erreichen.

  • Auschluss: Zwangsstörung F42.x

Hier nur ein paar Symptome die sehr oft in der dependenten Störung wiederzufinden sind.

  • ständiges Beschäftigen mit Details, Regeln, Listen, Ordnung, Organisation
  • Perfektionismus, der die Fertigstellung von aufgaben behindert
  • übermässige Gewissenhaftigkeit
  • unverhältnismässige Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung bis hin zum Verzicht eigener Bedürfnisse, Vergnügen und oder zwischenmenschlicher Beziehungen
  • übertriebene Pedanterie und Befolgung sozialer Konventionen

Bei der ängstlichen Persönlichkeitsstörung handelt es sich um eine Störung die durch Gefühle von Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit gekennzeichnet ist. Es besteht eine andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und akzeptiert werden, eine Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisungen und Kritik mit eingeschränkter Beziehungsfähigkeit. Die Person neigt zur Überbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen, bis hin zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten.

Hier nur ein paar Symptome die sehr oft in der dependenten Störung wiederzufinden sind.

  • überzeugt unattraktiv oder minderwertig im Vergleich mit anderen zu sein
  • übertriebene Sorge in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden
  • Vermeidung sozialer Aktivitäten die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik oder Ablehnung
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So kann in der dependenten Störung durchaus eine emotionale Instabilität vorhanden sein. Die dependente Störung geht in der Regel mit einer Störung des Selbstbildes (siehe psychodynamisches Modell dependente Persönlichkeit) einher, egal welche Symptome anderer PS mit vorhanden sind. Die Steuerung des Selbstbildes ist allerdings eine ganz andere als beispielsweise bei der Borderline-Störung. Auch sind bei Verlassenwerden Neigungen zum Suizid (bedingt dann durch das geringe Selbstwertgefühl, Minderwertigkeitsgefühl und Depressivität) nicht selten, denn die dependente Persönlichkeit glaubt ja ohne den Partner nicht überlebensfähig zu sein.

Wie Sie sehen können sich die einzelnen Symptome, hier der ängstlichen und der zwanghaften PS, innerhalb der dependenten Störung mehr oder weniger verschieben. Dennoch bleibt es eine dependente Persönlichkeit. Zählt man nur die Items der einzelnen PS zusammen, wovor eindrücklich gewarnt wird, es doch immer wieder gemacht wird, ist es somit kein Wunder das ein Betroffener 3,4,5 oder sogar mehr Diagnosen bekommt. Aber eigentlich gibt es dafür die kombinierte Persönlichkeitsstörung F61. Erstaunlich ist nur das kaum jemand mit F61 anzutreffen ist.

Insofern sollte, wie in der obigen Grafik dargestellt die Diagnose lauten:

Kerndiagnose:

  • dependente Störung F60.7

Nebendiagnose:

  • a) stark ausgeprägte Strukturen der zwanghaften PS, F60.5
  • b) weniger stark ausgeprägte Strukturen der ängstlichen PS, F60.6

Auf keinem anderen Gebiet der Wissenschaft wird ein solches Ineinanderwürfeln von Items mit dann versuchter Abgrenzung und Trennung (komorbid mit...) gemacht, wie in dem Bereich der Persönlichkeitsstörungen.

Dazu ein Bsp. Wir gehen her und bezeichnen eine bestimmte Gruppe von Affen als "Menschenaffen". Na super und was ist das nun? Ein Affe? ein Mensch? Beides? Mehr Affe als Mensch? Mehr Mensch als als Affe?

Dann sollten wir auch her gehen und und als "Affenmenschen" bezeichnen.