Die dependente Störung oder Hoffnung ist ihr bester Freund

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Ich führe hier die ängstlich (vermeidende PS mit auf da sich bei der dependenten PS oft in der Komorbidität überscheidungen ergeben.

F60 .6 Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung

Eine Persönlichkeitsstörung, die durch Gefühle von Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit gekennzeichnet ist. Es besteht eine andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und akzeptiert werden, eine Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik mit eingeschränkter Beziehungsfähigkeit. Die betreffende Person neigt zur Überbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen bis zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten.

A. Die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung (F60) müssen erfüllt sein.

B. Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen

  • andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit
  • Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv oder minderwertig im Vergleich mit anderen zu sein
  • übertriebene Sorge, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden
  • eingeschränkte Lebensstil wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit
  • Vermeidung beruflicher oder sozialer Aktivitäten, die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung

F60. 7 Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung

Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung verlassen sich bei kleineren oder größeren Lebensentscheidungen passiv auf andere Menschen. Die Störung ist ferner durch große Trennungsangst, Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz, durch eine Neigung, sich den Wünschen älterer und anderer unterzuordnen sowie durch ein Versagen gegenüber den Anforderungen des täglichen Lebens gekennzeichnet. Die Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen emotionalen Bereich zeigen; bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen zuzuschieben.

A. Die allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung (F60) müssen erfüllt sein.

B. Mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen

  • Ermunterung oder Erlaubnis an andere, die meisten wichtigen Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen
  • Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die andere Person, zu denen eine Abhängigkeit besteht und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber deren Wünsche
  • mangelnde Bereitschaft zur Äußerung selbst angemessener Ansprüche gegenüber Personen von denen man abhängt
  • unbehagliches Gefühl oder Hilflosigkeit, wenn die Betroffenen alleine sind, aus übertriebener Angst nicht alleine für sich sorgen zu können
  • häufiges Beschäftigt sein mit der Furcht verlassen zu werden und auf sich selbst angewiesen zu sein
  • eingeschränkte Fähigkeit Alltagsentscheidungen zu treffen, ohne zahlreiche Ratschläge und

dazugehörige Begriffe:

  • asthenische Persönlichkeitsstörung
  • inadäquate Persönlichkeitsstörung
  • passive Persönlichkeitsstörung
  • selbstschädigende Persönlichkeitsstörung

Da die dependente Störung als Komplementstörung zur Borderline-Störung und zur narzisstischen Störung steht und sehr häufig mit starker Ausprägung der Anorexie/ Bulimie einhergeht, wollen wir uns diese ein wenig näher anschauen.

Wie bereits im Kapitel der "Borderline Störung" erwähnt, leiden 70% aller Borderlinepersönlichkeiten an den Ess Störungen, 60% am Substanzmittelmissbrauch und 80% an der dependenten Störung. Aber nicht nur hier ist die Zahl sehr hoch. Die dependente Störung als solches, aber auch in Verbindung mit der Essstörung und Substanzmittelmissbrauch, ist wohl die, gerade bei Frauen, am häufigsten auftretende Störung.

Dependente Strukturen, stark, weniger stark, begegnen uns ständig und überall. Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass ich in der Überschrift Klammern gesetzt habe. Der Grund hierfür ist, dass eine dependente Persönlichkeit noch lange nicht gestört oder persönlichkeitsgestört ist. Auch starke dependente Strukturen müssen noch nicht zu einer Störung führen.

Wie ich auch schon erwähnt habe, spricht man von Komorbidität, wenn eine oder mehrere Störungen zu einer bestehen, diagnostiziert werden können. Ich persönlich halte nichts von der Bezeichnung Komorbidität im Falle einer Borderline-Störung, da es meiner Meinung nach hier nur eine Kaskadenstörung gibt. Das heißt, wenn man eine andere Störung auf die bestehende, unterliegende (Borderline-Störung) aufsetzt.

Das Problem der Komorbidität besteht in der getrennten Betrachtungsweise der einzelnen Störungen, was natürlich getrennte/ unterschiedliche Behandlungsansätze oder sogar Behandlungen zur Folge hat.

Eine Kaskade muss ich, ob ich will oder nicht, als Ganzes betrachten.

Der Leser pflichtet mir sicherlich bei, dass ich keinen Erfolg, bzw. nur einen kurzfristigen, haben kann, wenn ich nur an der obersten Kaskade herumdoktere und nicht auch die untere repariere.

Wenn dem also so wäre, dann müsste die narzisstische Störung als Komorbidität der Borderline-Störung auftauchen. Tut sie aber nicht. Weil das ICD10 die narzisstische Störung (F60.80) nicht getrennt ausweist, kann nicht der Grund sein. Das DSM-IV weist sie getrennt aus. Richtig ist somit wohl eher, es wie Kernberg zu betrachten, der die narzisstische Störung unter der Borderlein Störung einordnet.

So bezweifle ich auch, dass es eine Komorbidität mit der dependenten Störung gibt. Da spricht zu vieles dagegen. Hier handelt es sich meiner Meinung nach wohl eher um ADAS- ler, vom Typ hyperaktiv oder Mischtyp des ADHS, mit dependenter Störung oder sehr starken dependenten Strukturen. Die Borderlinepersönlichkeit hat allenfalls (starke) dependente Strukturen.

Auch fallen dependente Persönlichkeiten, wenn wir die alten diskriminierenden Begriffe verwenden wollen, eher in die Gruppe der Neurotiker, als Psychotiker. Borderlinepersönlichkeiten dagegen auf die Grenze beider, d.h. sie vereinen beides.

Auch aus diesem Grund heraus betrachte ich die dependente Störung als Komplementstörung zur Borderline-Störung. Komplementär heißt hier nicht Gegensatz, sondern "sich ergänzend". So wie Schloss und Schlüssel. Oder besser ausgedrückt, wie Komplementärfarben, d.h. alle Farbenpaare, die im jeweiligen Verhältnis gemischt "weiß" ergeben.

Dem Leser, der jetzt noch nicht meiner Meinung ist, wird es am Ende dieses und der folgenden Kapitel etwas besser verständlich sein.

Wie der Name es sagt, dependent = abhängig, beinhaltet diese Störung immer eine Abhängigkeit, in der Regel zu nahe stehenden Personen, wie z.B. Vater, Mutter, Partner. Grundsätzlich ist es eine emotionale Abhängigkeit.

Borderlinepersönlichkeiten glauben von sich oft, der dependenten Störung zu unterliegen. (Zumal sie auch oft die Zusatzdiagnose F60.7 bekommen.) Dem ist nicht so, auch wenn sich einige Symptome überschneiden. Aus der Sicht der Borderlinepersönlichkeit ist es durchaus verständlich und nachvollziehbar. Sie glauben zumindest am Anfang überstark zu lieben, alles für den Partner zu tun, an der Beziehung (in der der Partner, also Sie, ja so krank ist) festzuhalten, obwohl sie es nicht sollten. Seine häufigen Trennungen bezeichnet der Borderliner als Versuch, sich aus seiner Abhängigkeit zu befreien und die Trennung ist dann der Sieg. Und so unrecht hat er gar nicht, denn abhängig von Ihnen ist er in der Idealisierungsphase wirklich. Aber auch durch seine Verlustangst, die allerdings ganz unbegründet ist, seinem Substanzmittelmissbrauch oder die Abhängigkeit von diesen, sieht er sich so. Aus diesen Gründen heraus bekommen sie häufig fälschlicherweise die Diagnose, dependente Störung oder sie wird mitdiagnostiziert (Komorbidität).

Die dependente Störung tritt nicht unbedingt allein auf. Oft in Verbindung mit dem ADS/ADHS, der gemischten Persönlichkeitsstörung, der Essstörung, der rezidivierenden (wiederkehrenden) Depression und insbesondere mit der/ einer Substanzmittelabhängigkeit, bzw. dem Missbrauch dieser.

Aber auch psychosomatische Störungen treten sehr häufig als Folge ihrer falschen Anpassung oder Trennungskonflikten auf.

Wie erwähnt setzt oft eine Abhängigkeitsverschiebung ein. Daraus resultiert eine hohe Abhängigkeitsgefährdung auf alle Bereiche des Lebens.

Ich benutze hier absichtlich nicht das Wort Sucht, gleichgestellt mit Abhängigkeit. Ein Missbrauch, eine beginnende oder bestehende Abhängigkeit, ist noch keine Sucht. Sucht tritt ein, wenn eine psychische oder physische Abhängigkeit, ein Zustand chronischer Vergiftung, vorhanden ist.

Die Verschiebung kann viele Formen annehmen. Beziehung, Alkohol, Drogen, Medikamente, Arbeit (Workaholik), Glücksspiel, Sport, Co- Abhängigkeit. Wobei Sport das geringste Übel ist. Der Übergang zur Sucht ist häufig. Auch bei der dependenten Störung gibt es häufig Fehldiagnosen, da sie oft gar nicht erkannt wird.

So kommt eine Frau in die Klinik, weil sie unter schweren Depressionen leidet und wird mit Zyprexa behandelt. Die dependente Störung allerdings wird nicht erkannt. Die Depression ist hier Folge ihrer jahrelangen Demütigungen (Mann = narzisstische Störung) und des verzweifelten und ergebnislosen Kampfes, ihre Ehe zu beenden.

Ein Workaholik klappt mit einem Burn- Out- Syndrom zusammen. Er wird natürlich auf das Burn- Out behandelt, mit der Maßgabe, nicht mehr zu viel zu arbeiten. Die dependente Störung wird nicht erkannt.

Ein Alkoholiker wird eingeliefert. Diagnose ganz klar. Dass er, bevor er dies wurde und seine Arbeit noch hatte, Workaholiker war und davor ein besessener Sportler war- eine dependente Störung vorliegt- wird nicht gesehen.

Im zweiten Beispiel wird wahrscheinlich, dass eine Abhängigkeitsverschiebung, wie im dritten Beispiel geschehen, eintritt.

Aber zurück. Die dependente Störung wird oft erst durch besagte Verschiebungen im Erwachsenenalter festgestellt.

Bei vorgeschalteter bzw. stattgefundener Abhängigkeitsverschiebung und/ oder Suchtentwicklung ist es sogar für den Spezialisten äußerst schwierig die unterliegende, dependente Persönlichkeitsstörung zu erkennen. Auf der anderen Seite ist nicht bei jedem Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigen eine unterliegende dependente Persönlichkeitsstörung vorhanden. Verwechseln Sie bitte nicht Sucht (krankheit) mit dependenter Störung. Die Sucht ist oft, nicht immer, die Folge, also die Auswirkung. Sucht kommt von siechen und heißt krank. (Persönlichkeits)- Gestört bezeichnet lediglich den Ausdruck komplexer psychosozialer, zwischenmenschlicher Krisen.

Man kann nicht sagen, dass die dependente Störung eine frühkindliche Störung ist. Vielmehr handelt es sich um eine Entwicklungsstörung. Es gibt auch, im Gegensatz zu anderen Störungen, keinen sogenannten Ausdruck der Störung. Die Entwicklung und Zustandsänderung ist fließend und langsam.

Eine tragende Rolle in der Entwicklung dieser Störung spielt die Adoleszenzphase (Ablösungsphase, Übergang vom Kind zum Erwachsenen, Pupertät).

D.h. der Zeitraum für Mädchen ab dem 10. Lebensjahr und für Jungen ab dem 12. Lebensjahr bis zum 18./ 20. Lebensjahr.

Wir wissen bereits aus dem Kapitel "Entwicklung/ Prägung - in dem alles ausführlich dargelegt ist-, dass die Ablösung von der Mutter kein Zeitpunkt ist, der mit dem 10. oder 12. Lebensjahr beginnt, sondern schon viel früher, ab dem 2. bis 3. Lebensjahr. Ab dieser Zeit zieht es die Kreise durch seine Autonomiebestrebung um die Mutter immer weiter und kehrt wieder zurück. Wir wissen, die Mutter muss dies zulassen, hat das Kind altersgerecht zu unterstützen, wobei es das Wichtigste ist, dass dem Kind das Vertrauen gegeben wird, jederzeit wieder zurückkommen zu können/ zu dürfen. Dem Kind wird also die zwangsläufig entstehende Verlustangst genommen. Über die Mutter wird somit das Nähe- Distanzverhalten festgelegt. Unschwer zu erkennen, dass diese Festlegung auch das spätere Bindungsverhalten in Beziehungen prägt. Hier sei nur noch einmal der Vollständigkeit halber auf das schon ab dem 2. Lebensjahr entstehende Bindungsverhalten von Kindern hingewiesen, welches sich in den 4 Kategorien sichere, ablehnend- sichere, ambivalent- unsichere und desorganisiert- unsichere Bindung wiederspiegelt.

Es dürfte klar sein, dass sich eine dependente Störung wohl kaum aus einer sicheren Bindung entwickelt.


Geschichte Michel Teil I

An dieser Stelle möchte ich Ihnen kurz eine Situation aus dem Leben eines kleinen Jungen schildern. Nennen wir ihn Michel.

Die Mutter ist geschieden und alleinerziehend. Eine Partnerschaft hat sie nicht.

Michel, ca. 5 Jahre alt, ist für sein Alter unheimlich selbstständig. Da seine Mutter immer lange arbeitet, oft wird es langsam dunkel, bis sie kommt, ist es für ihn kein Problem, sich auch mal selbst zu versorgen, bzw. sich mit sich selbst zu beschäftigen. Würde man ihn tagsüber beobachten, könnte man in vielen Bereichen annehmen, er wäre doppelt so alt. Trotz dieser Selbstständigkeit schläft Michel im großen Doppelbett der Mutter, denn diese kann sich nur eine kleine Wohnung leisten. Kommt die Zeit der Nachtruhe, wird Michel noch unruhiger, als er eh schon ist. Seine Angst zeigt er nicht, keiner sieht sie. Er will nicht allein in diesem großen, dunklen, kalten Raum in der Dunkelheit sein. Es wird unter das Bett, in jeden Schrank, in jede Ecke geschaut, bevor Michel das Licht löscht und schwupp ins Bett springt, schnell die Decke über den Kopf zieht und wartet, was wohl passiert. Horch, bumm, bumm, bumm, nur sein Herzchen hört Michel schlagen. Es bleibt still. Michel beruhigt sich und schläft ein.

In der Regel liegt die Mutter neben ihm, wenn er aufwacht. Doch diese Nacht ist alles anders. Als Michel aufwacht, ist seine Mutter nicht da. Er ruft, niemand antwortet. Er ruft lauter, es bleibt still. Nur der Wecker macht tick- tack, tick- tack. Michel beschließt, trotz der Angst, die in ihm aufsteigt, nach der Mutter zu schauen. Es ist stockfinster und die Suche nach dem Lichtschalter stellt sich durch seine Angst, als äußerst schwierig heraus. "Wie komme ich an diesen Lichtschalter, der dort drüben irgendwo an der Wand ist", denkt Michel.

Wie ein Nahkampfspezialist lässt er sich aus dem Bett rollen und robbt, immer Pausen einlegend, um das Bett herum in Richtung Lichtschalter. Puh, geschafft.

Er durchsucht, einen Lichtschalter nach dem anderen betätigend, regelrecht die ganze Wohnung, die ihm riesig vorkommt, nach der Mutter. Ergebnislos. Michels Angst steigt, doch er wird nicht panisch.

"Die Mama ist bestimmt bei der Oma", denkt er sich. Vergessen hat er, dass die Mama ihm das gesagt hat. Auch dass sie nur kurz wegbleiben wollte. Er weiß ja nicht einmal, wie viel Zeit vergangen ist und mit der Uhrzeit hat er es nicht so. Also zieht er sich eine dünne Jogginghose an, einen Pulli drüber, zieht die Tür hinter sich zu und marschiert in seinen Hausschuhen los.

Hier muss kurz erwähnt werden, dass die Familie kein Telefon hatte und die Zeit der Handys noch nicht angebrochen war.

Es ist bitter kalt und der Schnee liegt hoch. Wie spät es ist, weiß Michel nicht und es wäre ihm auch egal.

Seine Intension ist es, seine Mutter zu finden oder zur Oma zu gelangen. Es ist eine Kleinstadt, den Weg kennt er und es ist nicht weit. Nur die Kälte und der hohe Schnee machen Michel schwer zu schaffen. Als er am Haus der Oma ankommt, es ist ein Hochhaus, sieht sich Michel mit einer enormen Anzahl von Klingeln konfrontiert. Lesen kann Michel nicht, noch nicht. Aber er kann sich erinnern, dass die Mutter immer im unteren linken Bereich geklingelt hat. Allein die Anzahl der Klingeln würden jeden Erwachsenen verwirren. Nicht so Michel. Er stellt sich auf seine Zehenspitzen und drückt mit seinen kleinen Händchen auf alle Klingelknöpfe, die er erreichen kann. Möglicherweise, denkt sich Michel, die Oma meldet sich und er erkennt die Stimme oder irgend jemand wird sich schon melden und erkennt ihn. Wir wissen es nicht.

Nachdem Michel so viele Klingeln als möglich betätigt hat, melden sich tatsächlich viele Leute über die Sprechanlage. Erstaunlicherweise sagt Michel nicht, er suche seine Mama, wie das wohl jedes Kind in seinem Alter tun würde. Er sagt: "Hier ist Michel und ich will zu meiner Oma". Nun, Michel ist bekannt und die Oma noch mehr. Die Haustür öffnet sich und er hat schwer mit dieser zu kämpfen. Dann steht er vor dem Fahrstuhl und erinnert sich, dass man irgendwo draufdrücken muss, damit die Tür aufgeht. Doch die Knöpfe sind viel zu hoch. Davon abgesehen, wüsste Michel gar nicht, welche Etage er drücken müsste, denn Zahlen kann er auch noch nicht lesen, bzw. zuordnen.

Michel macht sich also ans Treppensteigen. Er weiß nicht, in welcher Etage Oma wohnt und auch wenn er es wüsste, er könnte, wie gesagt, die Zahlen nicht zuordnen. Was macht unser Michel? Michel brüllt in jedem erklommenen Stockwerk ganz laut nach der Oma. Nicht angsterfüllt, nur eben so laut, dass jeder ihn hören kann. Was für ein Aufruhr in diesem Haus. Schon ab der 2. Etage hat Michael Begleitung von so manchem Bewohner. Die Prozession schraubt sich, von Michels Brüllen begleitet, Etage um Etage nach oben. Schließlich wird die Oma gefunden, die ihn, wie immer, warm, weich, fürsorglich und herzlich empfängt. Die Leute um Michel "was für ein tapferer Junge, ganz allein im Winter, usw.". Die Mutter ist beschämt, wütend und stolz zugleich (ambivalent).

Auch Michel ist unheimlich stolz auf sich und wächst um einen ganzen Meter. Aus seinem Mund kommt kein Wort der Angst. Es fragt auch keiner, warum er das wohl gemacht hat, welche Ängste er hatte, zumal sein ganzes Auftreten alles andere als ängstlich ist.

In der Wohnung der Oma gibt es erst einmal von dieser weiter die Bestätigung seiner Tapferkeit und Streicheleinheiten in Form von heißem Kakao und Keksen. Michel sieht der Mutter an, dass diese schimpfen will, doch vor der Oma traut sie sich nicht. Die Oma kennt ihr Kind (Mutter) und verweißt sie darauf, nicht so streng mit dem Jungen zu sein. Michel hätte schließlich nur Angst gehabt.

Oh, denkt sich Michel, woher die Oma das denn schon wieder weiß, sagt aber nichts. Die Mutter kontert: "schau ihn dir doch an, stapft allein in der Nacht durch den Schnee, der Junge hat doch keine Angst" und als ob sie eine Bestätigung für das aufkeimende schlechte Gewissen fragt sie: "stimmt doch oder, Michel? Du hattest doch keine Angst allein? Ich hatte dir doch gesagt, ich komme gleich wieder". Michel schüttelt den Kopf und leise, kaum hörbar, murmelt er: "keine Angst".

Die Mutter drängt darauf nach Hause zu gehen. Auweia, Michel weiß schon ,was dann kommt. Gibt es wieder was hinten drauf. Klar, dass Michel bei der Oma bleiben und nicht gehen will. Er weiß nicht nur, dass er bei der Oma sicher ist, sondern auch, dass er in dem Hochhaus sicher ist. Da schallt es immer so schön und er würde das ganze Haus zusammen brüllen. Anzunehmen ist, dass auch die Mutter das weiß.

Kaum auf der Straße kommt, was Michel befürchtet hat und wie einen Ziegenbock muss die Mutter ihn nach Hause schleifen.

Verlassen wir vorerst Michel und überlassen ihn seiner Mutter. Wir kommen später noch einmal auf ihn zurück.

Schafft es das Kind nicht, sich von den Eltern, hauptsächlich der Mutter, zu lösen, bleibt es gefangen.

Charakteristisch ist somit, dass Menschen der dependenten Störung, durch die nicht erfolgreich gestaltete Ablösung, die Abhängigkeit verschieben oder verschoben haben.

Auch eine scheinbar erfolgreiche Pubertät (Adoleszenz), ich sage hier bewusst nicht Ablösung, kann eine dependente Störung beinhalten. Es gilt also, in dieser Störung nicht ein Ereignis oder Abschnitt ist entscheidend, sondern sich aneinanderreihende, vereinende.

Alle Betroffenen besitzen starke Verlustängste. Darin mag wohl auch der Grund der "Süchte" liegen. Sie überdecken diese Ängste, halten sie im "Griff"- zumindest glaubt das der Betroffene. Begründet sind die Ängste in der Kindheit. Man könnte sagen, die dependente Persönlichkeit ist, zumindest in Beziehungen, im Rollenmuster der Kindheit verhaftet.

Sie haben nie gelernt, mit Verlusten nahestehender Personen bzw. Beziehungen umzugehen/ fertig zu werden. Der Verlust muss hier nicht der Tod sein, sondern kann eine einfache Trennung sein.

Wie bereits beschrieben, hat Trennung immer etwas mit Sterben zu tun, - und für Kinder sowieso.


Geschichte Michel Tei II

Hier treffen wir wieder Michel, Sie erinnern sich bestimmt.

Michel ist inzwischen drei Jahre älter und richtig "groß" und "erwachsen". Er ist noch selbstständiger geworden, hat seine Pflichten im Haushalt, die er erledigt und hat keine Probleme allein zu sein. Auch schläft Michel schon lange nicht mehr im großen Bett der Mutter. Doch etwas ist komisch. Er hat oft den ein und den selben, immer wiederkehrenden, Alptraum.

"Michel liegt in seinem Bett und dieses steht auf einem Seil, welches frei in einem dunklen großen Raum hängt. Links und rechts endet das Seil jeweils an zwei riesigen Klösen. Plötzlich fangen die Klöse gleichzeitig an, über das Seil auf ihn zuzurollen. Michel hat furchtbare Angst, sagt nichts oder kann nichts sagen. Kurz bevor die Klöse Michels Bett erreichen, wacht Michel jedes mal auf."

Er verbringt viel Zeit bei der Großmutter. Dort fühlt er sich wohl. Samstag und Sonntag liebt er ganz besonders, Oma kocht dann seine Lieblingsspeisen. Michel isst nicht alles. Klöse mag er sehr und Kotelett, aber Gemüse? Pfui, Teufel. Alles was grün ist, schiebt Michel vom Teller. Mittlerweile geht es ja mit dem Essen. Es war schon viel schlimmer. Er aß viel zu wenig, musste sogar auf eine Kur. Die Ärzte waren der Meinung, er sei zu dünn. Er erinnert sich, dass er nicht auf diese Kur wollte. Weg von zu Hause, so viele Kinder, da fühlte er sich unwohl. Oma ist lieb, da muss er nicht essen, was auf den Tisch kommt. Er darf aufstehen, wenn er nicht mehr mag oder wenn er satt ist. Bei der Mama, solange er sich zurückerinnern kann, ist jedes Essen ein Familiendrama. "Du isst, was auf den Tisch kommt, es wird aufgegessen. Und wenn du bis morgen sitzen bleibst, du stehst erst auf, wenn alles aufgegessen ist, usw." meist steigen dann Wut und Tränen in ihm auf und der Klos im Hals lässt ihn gar nichts herunterbringen. Einmal hat die Mama seinen Kopf in die kalte Suppe gestupst, nachdem er sich wieder einmal mit Händen und Füßen wehrte zu essen, erinnert sich Michel.

Die Mama scheint ihm sowieso unbeherrscht. Immer kriegt er gleich eine, dabei macht er doch gar nichts. Meistens kann er das mit dem Essen umgehen. Entweder er sagt, er hat schon bei Oma oder seinem Freund Olaf gegessen.

Und an den Wochenenden schläft er sowieso bei der Oma, da hat er auch keine Alpträume und ist nicht so nervös und zappelig. Aber die Oma hat so eine große Uhr, die ganz laut tick- tack, tick- tack macht und die mag Michel überhaupt nicht. Wenn er zur Oma kommt, sie hat sich inzwischen daran gewöhnt, holt er sich als erstes einen Stuhl, platziert diesen vor der Kommode, auf dem die Uhr steht, klettert hinauf und hält die Uhr an.

Mit Olaf verbindet ihn so einiges. Er hat auch keinen Papa und beide wünschen sich einen. Michel ist sogar so dreist, dass er jeden Mann, den seine Mutter kennen gelernt, fragt, ob er sein Papa sein möchte. Die Männer sagen immer ja, aber irgendwie klappt es nicht. Von seiner Mama hört Michel immer nur, es läge an ihm, er sei daran schuld, weil keiner mit ihm klar käme.

Michel weiß, dass das nicht stimmt. Na gut, er ist nicht ganz ohne, lässt sich halt nichts gefallen und hat einen ganzen Haufen Blödsinn im Kopf. Aber so was?

Das ärgert Michel und macht ihn ganz traurig. Mit Oma und Olaf kann er sich nicht darüber unterhalten. Er weiß nicht, warum. Aber es geht einfach nicht. Nur seinem Äffchen, das hat er schon, seit er sich zurückerinnern kann, dem kann er alles erzählen. Das Äffchen ist immer da, wenn er jemanden braucht. Sie sind richtig gute Partner. Das Äffchen versteht ihn und wenn Michel traurig ist, wird auch das Äffchen ganz traurig. Dann erzählt Michel dem Äffchen ein Märchen und sagt ihm, dass es nicht traurig sein muss. Michel beschützt es, hat keine Angst, Michel weint auch nicht.

Eines Tages ist das Äffchen wieder einmal kaputt und die Mama, er sagt Mama und nicht Mutti oder Mutter, soll das Äffchen wieder ganz machen. Das Äffchen sieht wirklich schlimm aus. Tausend mal geflickt und an den meisten Stellen schon gar kein Fell mehr. Die Mama sagt Michel, dass sie das Äffchen nicht mehr ganz macht. Es sei an der Zeit, dass er aufhöre, das "Vieh" ständig mit sich herum zu schleppen. Er sei ein Junge und schon groß und so etwas gehöre sich nicht für einen so großen Jungen. Er hätte so viele andere Sachen. Das interessiert Michel alles nicht. Er will sein Äffchen. Nun zeigt die Mutter ihm, dass es gar nicht mehr zu reparieren sei, da es schon zu kaputt wäre (man beachte die Reihenfolge der Mutter). Auch das interessiert Michel nicht. Er ist der Meinung, es geht. Das wiederum interessiert die Mutter nicht. Michel bettelt, fleht, es nutzt nichts. Er hat niemanden, der ihm zur Seite steht. Die Oma ist nicht da, Olaf auch nicht und auch nicht sein Onkel, der für Michel wie ein Vater ist.

Seine Verzweiflung steigt. Er weint, gibt aber nicht auf. Alles scheint umsonst. Er droht damit, alles der Oma und dem Onkel zu erzählen. Er sieht und hört das Lachen der Mutter wie durch einen Nebel. Ihm ist, als wird er ausgelacht.

Die Oma kauft dir ein neues Äffchen, das wird jetzt weggeworfen, hört er die Mutter sagen. Das ist zuviel für Michel. Seine Verzweiflung steigt weiter. Er will keinen anderen Affen, er will sein Äffchen. Wut, Zorn, Ohnmacht, ein nicht zu beschreibender Schmerz wühlen in Michel. Für ihn ist es ein Todeskampf. Jedes andere Kind hätte sich wohl schon weinend zurück gezogen und hätte so vielleicht das Äffchen retten können.

Nicht so Michel (wir werden an anderer Stelle sehen, warum). Er beugt den Kopf wie ein Stier, wirft sich gegen die Mutter, nimmt Anlauf und wiederholt es wieder und wieder, bis die Mutter ihn zu fassen bekommt. Jetzt setzt es ordentlich was. Michel spürt das gar nicht in seiner Verzweiflung. Das Ende vom Lied ist, dass Michel mit ansehen muss, wie die Mutter das Äffchen wutentbrannt in den Ofen stopft. Doch auch hier gibt er noch nicht auf. Als die Mutter sich abwendet, versucht Michel sein Äffchen aus dem Feuer zu retten. Es gelingt ihm nicht. Hilflos muss er mit ansehen, wie sein Äffchen qualvoll stirbt. An diesem Tag ist etwas anders. An diesem Tag stirbt mit dem Äffchen etwas in Michel. Wie betäubt starrt er in die Flammen. Er weint nicht, er schreit nicht, er fühlt nicht.

An dieser Stelle müssen wir Michel vorerst wieder verlassen, denn er hat keine Erinnerung mehr an ein Danach. Wir werden ihn sehr bald wieder treffen.

Man kann nicht pauschal sagen, dass Menschen, die unter der dependenten Persönlichkeitsstörung leiden, aus dysfunktionalen Familien stammen. In fast jeder Familie gibt es das eine oder andere, was für Dysfunktionalität spricht. So steht eine Scheidung, welche durchaus ein Traumata oder starke Verlustängste beim Kind auslösen kann, nicht unbedingt für Dysfunktionalität der Familie, in Bezug auf die Entwicklung des Kindes. Wenn das Kind allerdings als Ersatz oder als Bindeglied einer nicht mehr tragbaren Beziehung hergenommen wird, ist das sehr wohl der Fall. Es ist also Vorsicht bei der Bewertung von Familien geboten.

Allerdings scheint sicher, dass die Entwicklung der dependenten Störung auf die Familie zurückzuführen ist. Wie wir wissen, beginnt die Entwicklung des Kindes nicht erst bei der Geburt. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass Ereignisse während der Schwangerschaft bereits eine bezeichnende Rolle spielen.

Die Ursachen der dependenten Störung können vielseitig sein. Scheidungskind und Kind wird als Partner (nicht Inzest) benutzt, Vater oder Mutter nicht zugänglich, Alkoholismus in der Familie, etc.

Wie gesagt, der Verlust kann viele Formen annehmen. Allein die Adoleszenzphase des Kindes bedeutet Verlust, denn hier muss es sich endgültig ablösen.

Da es eine Phase ist, die sich über mehrere Jahre erstreckt, lernen die meisten Menschen damit umzugehen. Nicht so der Betroffene der dependenten Störung.

Obwohl es nach außen hin oft im Gegenteil erscheint. Schon sehr früh sind diese Kinder, durch verschiedene Familienstrukturen, sehr selbstständig und übernehmen hohe Verantwortung, bzw. müssen sie übernehmen.

Eltern sind in der Regel sehr stolz auf diese frühe Selbstständigkeit, denn sie werden von der Umgebung bewundert für diese "Entwicklung" des Kindes. Diese viel zu frühe Entwicklung wird dann mit vielen schönen Attributen belegt und noch weiter "gefördert". Oft wird damit nur das narzisstische Bedürfnis vieler Eltern befriedigt.

Natürlich ist den Eltern nicht klar, welch fatale Folgen das im späteren Leben des Kindes haben kann. Doch die muss- früh- reife Entwicklung dieser Kinder, fühlen sich diese nicht nur innerlich oft allein. Sie haben niemanden, dem sie sich anvertrauen können. Sie dürfen ja gar keine kindlichen Gefühle und Gedanken haben. So müssen sie andere (höhere) Bewältigungsstrategien entwickeln, für welche sie wieder bewundert werden. Ein Teufelskreis.

Machen wir wieder einen kurzen Abzweig in Michels Leben.


Geschichte Michel Tei III

Er ist inzwischen 12 Jahre alt. Die Mutter hat inzwischen einen festen Freund. Vielleicht einen Papa für Michel, den er sich so wünscht. Bisher hat er nur seinen Onkel als Papa gehabt. Vielleicht, weil dieser sich immer einen Jungen gewünscht hat und nur Mädchen bekam, das weiß Michel nicht. Mit seinem Onkel hat er immer viel Spaß. Der versteht ihn wenigstens. Bestimmt war der Onkel auch so ein Rabauke, denkt sich Michel oft. Obwohl sich Michel ganz toll einen Papa wünscht, macht es ihm zu schaffen, dass die Mama, er sagt noch immer Mama, einen Freund hat. Beschreiben kann er es nicht. Manchmal spioniert er auch, was der Freund wohl mit der Mama macht. Samstag, vor allem Sonntag, gehen die beiden immer spazieren und Michel muss mit. Furchtbar, wie er das hasst.

Jedes mal gibt es da Theater. Am liebsten ist Michel draußen bei seinem Freund, dem Schäferhund. Seine Zeit ist sowieso knapp geworden, da er die Woche über fast täglich Sport treibt. Doch immer, wenn Michel Zeit hat, ist er bei dem Hund. Meist schafft er es noch nach dem Sport. Er rast dann mit dem Fahrrad durch die ganze Stadt, nur um ein paar Minuten mit ihm zu verbringen. Schon lange wünscht sich Michel einen Hund. Ständig schleppt er irgendwelche Hunde, die er auf der Straße aufliest, mit nach Hause, aber keinen darf er behalten. Die würden soviel Dreck machen und würden bestimmt jemanden gehören, sagt die Mama immer. Michel soll dann immer die Hunde dorthin zurückbringen, wo er sie gefunden hat. Das macht Michel natürlich nicht. Er packt heimlich Essen ein und sagt, er bringe jetzt den Hund zurück. Dann geht er mit den Hündchen in die alte Gärtnerei, sie liegt auf dem Schulweg, macht ihm ein Lager, bleibt bei ihm, bis es dunkel ist, lässt das Essen da und macht sich auf den Heimweg. Den nächsten Tag, bevor er in die Schule muss, rennt er zuerst zum Hündchen, begrüßt es und spielt mit ihm. Nach der Schule hat er für nichts anderes Zeit und rennt sofort wieder zur alten Gärtnerei. Doch oft, viel zu oft, ist das Hündchen spurlos verschwunden. An solchen Tagen hallt ein durchdringender, markerschüttender Schrei über das Gelände. Würde man dem Schrei folgen, würde man einen hilflosen, verzweifelten, tränenüberschütteten kleinen Michel vorfinden. An solchen Tagen ist alles anders. An solchen Tagen denkt Michel an sein Äffchen und beide sind sich ganz nah.


Geschichte Michel Tei IV

Als Michel eines Tages vom Sport kommt, er ist jetzt ca. 13 Jahre alt, ist die Oma gerade dabei, eine große Tafel zu decken. Das beste Porzellan, das Familiensilber glänzt auf dem Tisch, überall stehen Kerzen. Verwirrt fragt Michel, was denn gefeiert wird. "Eine Hochzeit", sagt die Oma, "die Mama hat den Freund geheiratet. Freust du dich?. Jetzt hast du den Papa, den du dir immer gewünscht hast". Michel freut sich zwar, doch ist auch sehr erstaunt. So plötzlich? Anstatt Luftsprünge zu machen, fragt Michel die Oma:

"Bekomme ich denn auch einen Hund?" Michel bekam natürlich keinen Hund. Als er den neuen Papa damit nervt, sagt dieser immer: "Deine Mutter lässt das nicht zu".

Auch Michel muss jetzt Mutter und Vater sagen, denn er ist ja schon groß. Das hat man ihm gleich nach der Hochzeit erklärt. Michel kommt es manchmal vor, als ob der Vater Angst vor der Mutter hat. Dabei ist er doch groß und stark wie ein Riese. Obwohl der neue Vater ganz in Ordnung ist, wird Michel nicht so richtig warm mit ihm. Das mag daran liegen, dass er keine Vaterrolle übernimmt, gar nicht übernehmen will. Immer wenn Michel etwas will, heißt es: "deine Mutter...."