Psychodynamisches Modell einer dependenten Persönlichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Betrachten wir uns die Beziehung zwischen einer dependenten Persönlichkeit und einer Borderlinepersönlichkeit (Borderline-Störung) etwas näher.'''
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Bevor Sie sich jetzt das psychodynamische Modell zu Gemüte führen, lesen Sie bitte vorab das psychodynamische Modell der gesunden Persönlichkeit. Dies ist notwendig um das folgende Modell zu verstehen.
  
Da die Borderlinepersönlichkeit immer als Opfer aus der alten Beziehung kommt, lernen sich beide immer über die Opfer- Helferrolle kennen. Die Borderlinepersönlichkeit braucht Schutz und Hilfe vor den bösen Verfolgern und die dependente Persönlichkeit brennt darauf, Schutz und Hilfe zu gewähren.
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<div style='text-align: center;'>[[Psychodynamisches Modell einer gesunden Persönlichkeit|klick hier]]</div>
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Betrachten wir uns nun das psychodynamische Modell der dependenten Persönlichkeit, dann sehen wir, dass das Mutter- Vater- Imago ein tragender Baustein im ICH-Ideal ist. Mutter- Vater- Imago gehen in dieser Säule über in die Leitbilder. In den Leitbildern liegen natürlich auch die anderen Puzzles internalisierter (verinnerlichter) Objekte. Diese Leitbilder wiederum schlagen sich unter anderem im ödipalen ÜBER- ICH, der tragende Baustein
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unter dem Gewissen und in den Grössenphantasien, der tragende Baustein unter dem IDEAL-ICH, nieder. Ist der Baustein zu klein oder zu groß, würde das ÜBER-ICH, schematisch dargestellt, kippen. Im Falle der dependenten Persönlichkeit heißt das, dass die Bausteine Eltern-Imago oder Leitbilder in Säule II und ödipales ÜBER-ICH in Säule I vergrößert sind.
  
Beide besitzen starke Verlustängste, die zwar anders gelagert sind, das spielt aber keine Rolle.
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Zwischen Säulen I und  II findet im Laufe der Entwicklung eine Kompensation statt, die sich dann in Gewissen und ICH- IDEAL nieder schlägt. Das heißt z. Bsp. die überstarke Mutter als unterster Block der Säule I hinterlegt, wird mit einem stärkeren Gewissen ausgeglichen oder eine schwache Mutter, durch ein anderes internalisiertes Objekt, in Säule II Block Mitte, ausgeglichen. Letztendlich spielt es keine Rolle, da eine Verschränkung zwischen Säule I und Säule II besteht. Im Falle der dependenten Persönlichkeit ist diese Verschränkung anders als bei der [[Die Borderline-Störung|Borderline]]- oder [[Narzissmus|narzisstischen Persönlichkeit]], besonders stark ausgeprägt.
  
Am Anfang der Beziehung kompensieren beide ihre Verlustängste über die von der Borderlinepersönlichkeit geforderten Symbiose und durch gegenseitiges Klammern. Die Borderlinepersönlichkeit stellt klar heraus, dass sie die dependente Persönlichkeit nie verlassen würde und die dependente Persönlichkeit sendet die Signale sowieso.
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<div style='text-align: center;'>[[File:dependent ueber ich verk.jpg]]</div>
  
Als Nutzobjekt zur sofortigen Bedürfnisbefriedigung der [[Die Borderline-Störung|Borderlinepersönlichkeit]] ist die dependente Persönlichkeit bestens geeignet. Sie wartet regelrecht darauf, die Bedürfnisse der Borderlinpersönlichkeit (Borderline-Störung) befriedigen zu dürfen. In dieser Beziehung kann die Borderlinepersönlichkeit ihrem Sadismus freien Lauf lassen, da die dependente Persönlichkeit dies, und wenn sie noch so leidet, heroisch erträgt. Auch wehrt sie sich kaum oder äußerst selten wie sehr sie verletzt wird. Sie darf sogar in den Masochismus, als Verleugnungsmechanismus ([[Psychodynamisches Modell einer gesunden Persönlichkeit#ich-abwehr|psychische Ich-Abwehr]]), abgleiten.
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'''Legende ÜBER-ICH:'''
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*VI&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Vergleich Ideal-Ich / Ideal Selbst versus Ich Ideal / Ideal Objekte
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*U&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Urprägungen, Urbeeinflussungen durch das Elternimago (Imago = Urbild)
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*B1,B1&nbsp; = Gesamtkraft, Gesamtenergie die aus Säule I und II des Über-Ich auf das ICH drücken
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*B2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Gesamtkraft, Gesamtenergie die aus Säule III des Über-Ich auf das ICH drückt
  
Wird es der dependenten Persönlichkeit zu bunt und sie wehrt sich, darf die Borderlinepersönlichkeit in den Masochismus wechseln oder das Opfer spielen, denn dann wird ja die dependente Persönlichkeit zum Täter.
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Im Falle der dependenten Persönlichkeit sehen Sie das die  Säule I, danach die Säule II, gegenüber der  Säule III  vergrößert dargestellt ist und der Abgleich (VI) zwischen ICH-Ideal und Ideal-ICH / Ideal-Selbst nicht richtig funktioniert.
  
Durch das Machtbedürfnis der Borderlinepersönlichkeit und aus der Angst heraus, verlassen zu werden, diese Signale sendet die Borderlinepersönlichkeit in der Regel ab der achten Woche, macht sich die dependente Persönlichkeit zum Subjekt (teils Masochismus).
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Das internalisierte Objekt, bestehend aus dem Elternimago und den aufsetzenden Leitbildern ist, wie Sie nun wissen, nicht mehr zu verändern.
  
Die Borderlinepersönlichkeit löst in der dependenten Persönlichkeit die gleichen Schuldgefühle aus, wie diese sie aus der Kindheit kennt. Um diese Schuldgefühle in den Griff zu bekommen, macht sich die dependente Persönlichkeit zum Subjekt.
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Gegenüber (ich hoffe Sie haben sich vorher das psychodynamische Modell der gesunden Persönlichkeit durchgelesen) dem gesunden Über ICH sind bei der dependenten Persönlichkeit folgende Dinge anders.
  
Genau wie ein Kind das in einer Scheidung der Eltern tut, bzw. tun muss. Das Kind steht als erstes in einem Loyalitätskonflikt und muss sich, meist von den Eltern gefordert, für den einen oder anderen entscheiden. Durch die Trennung der Eltern fühlt sich das Kind sowieso schon schuldig. Durch die dann stattfindende Loyalitätsentscheidung werden diese Schuldgefühle massiv verstärkt.
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*der Komplex Eltern-Imago + Leitbilder (Säule II) ist übermässig stark ausgeprägt auf Grund dessen sich ein
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*überstarkes, rigides Gewissen (Säule I) herausgebildet hat
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*die narzisstische Komponente (Säule III) allerdings ist zu schwach ausgebildet (resultierend aus den Einschränkungen/Verboten der Eltern und Leitbilder in der Kindheit) 
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*Der Abgleich (VI) funktioniert nicht richtig da ICH-Ideal und Idieal-Selbst divergent ausgebildet sind
  
Als nächstes empfindet das Kind Verlustangst und zwar gegenüber dem Elternteil, für welches es sich entscheiden musste. Unter anderem aus der eben getätigten Erfahrung, die Trennung der Eltern, heraus. Um beides, d.h. die Verlustangst und die Schuldgefühle, in den Griff zu bekommen, macht sich das Kind zum Subjekt gegenüber dem verbleibenden Elternteil.
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Dadurch drücken Säulen I und II, mit Ihrer Gesamtenergie (B1), da beide verschränkt sind, überstark auf das ICH und bringen es aus dem Gleichgewicht. Bildlich dargestellt indem es nach links weg kippt. Die Folge davon ist, dass über die inversive Verbindung (D) das Selbstkorrelat welches
  
Im Wechselspiel von Nähe und Distanz erleben beide ihre Kindheit, für die dependente Persönlichkeit die Deaktivierung der, vom Borderliner ausgelösten, Verlustängste über mehr Leistung (der Borderliner bleibt dann doch). Worin sich für die dependente Persönlichkeit der Kreis (der Borderliner braucht mich, weil..., somit "ich werde geliebt, weil gebraucht) wieder schließt.
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#das Selbstbild (wie sehe ich mich)
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#das Selbstbewusstsein (wer bin ich)
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#das Selbstwertgefühl (was bin ich mir wert)
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#das soziale Selbst (welches abgeglichen wird mit dem Fremdbild = wie sehen mich andere?) und dieses soziale Selbst wird wiederum abgeglichen mit 1 und 3.
  
Die Borderlinepersönlichkeit bekommt die [[Liebe und Hass oder Eros versus Thanatos|Liebe]] und die Anerkennung, die sucht, aber durch ihre Störung nicht halten kann. Der Borderliner kann, weil der andere dependent ist, das ewige Wechselspiel von Nähe und Distanz und seine Ambivalenz, welche er aus der Kindheit kennt, voll ausleben. So bekommt er in der Wiedervereinigung, immer wieder auf's neue die perfekte und absolute Symbiose. Wie in der Kindheit muss diese, sonst könnte ja keine neue entstehen, wieder gelöst werden. Hierfür eignet sich die dependente Persönlichkeit bestens, denn sie will und wird ja nicht gehen.
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enthält, nach unten unten rutscht, welches einem einem geringen Selbstwert-(Gefühl) / Selbstbewusstsein entspricht.
  
Das wiederum weiß die Borderlinepersönlichkeit und wird darin bestätigt, indem die dependente Persönlichkeit verbissen versucht, die Borderlinepersönlichkeit zur Umkehr zu bewegen. Auch erfährt die Borderlinepersönlichkeit in dem Kampf der dependenten Persönlichkeit die Bestätigung geliebt zu werden und die Bestätigung, doch etwas wert zu sein und die Omnipotenzgefühle (Allmachtsgefühle), die sie braucht. Insofern, und zwar mit jedem Kämpfen der dependenten Persönlichkeit um die Beziehung, bekommt die Borderlinepersönlichkeit mehr Macht und Kontrolle über die dependente Persönlichkeit, welche die Borderlinepersönlichkeit natürlich auch, nach erneutem Herstellen der Symbiose voll und ganz auskostet.
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===<div style='text-align: center;'>'''Die Ich-Struktur einer dependenten Persönlichkeit'''</div>===
  
Die dependente Persönlichkeit dagegen findet in der Borderlinepersönlichkeit alles, für was sie sich aufopfern darf.
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<div style='text-align: center;'>[[File:dependent ich verk.jpg]]</div>
  
Sie bekommt ihre Schuldgefühle über die Abwertung und Schuldzuweisungen des Borderliners, die sie braucht, um sich noch mehr anzustrengen, bzw. besser zu werden.
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'''Legende ICH:'''
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*A&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = [[Psychodynamisches Modell einer gesunden Persönlichkeit#ich-abwehr|Abwehrmechanismen des ICH]]
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*B1&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Kräfte bzw. Energien die aus Säule I und II des Über-Ich auf das ICH drücken
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*B2&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Kräfte bzw. Energien die aus Säule III des Über-Ich auf das ICH drücken
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*C&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Abwehrenergien die das ICH für die Abwehrmechanismen heranzieht (ICH-Triebe)
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*A+C&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Abwehrhandlung des ICH&nbsp;(z. Bsp. Sublimierung)
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*D&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = starre Verbindung mit Inversivgelenk (G) zum Selbst
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*E1,E2&nbsp; = ES-Impulse, Triebenergien
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*G&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Inersivgelenk (Inversiv = Umkehr)
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*SB&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Selbstbeobachtung, Introspektion
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*S&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Vergleich soziale Selbst mit Selbstbild und umgekehrt
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*SE&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Selbsterkenntnis
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*SF&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Übergang Fremdbild in das soziale Selbst
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*SS&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Anhebung des Selbstwertgefühl über das soziales Selbst
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*SR&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Selbstregularien
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*IS&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Ich-Diskrepanz, Selbstverwirklichung, narzisstisches Gleichgewicht
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*VI&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; = Vergleich Ideal-Ich/Ideal Selbst versus Ich-Ideal/Ideal Objekte
  
Überhaupt ist die dependente Persönlichkeit für die permanenten Schuldzuweisungen des Borderliners bestens geeignet. Nur zu gern bekennt sie sich, durch ihre Persönlichkeitsstruktur, schuldig im Sinne der Anklage.
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Zwei Dinge passieren nun. Die Ich-Diskrepanz (IS), d.h., die Distanz zwischen Ideal-Ich/Ideal-Selbst und Selbst, welches das narzisstische Gleichgewicht, bzw. den gesunden Narzissmus, ergibt, vergrößert sich und über die Rückkopplung entsteht der Wunsch nach Liebe (was der zwischenmenschlichen, partnerschaftlichen Beachtung / Wertigkeit entspricht), welches wiederum ES-Impulse hervorruft. Weiter entsteht der Wunsch nach Anhebung des Selbstwert über Beachtung im sozialen Umfeld.
  
Von der Borderlinepersönlichkeit bekommt die dependente Persönlichkeit das Gefühl, gebraucht zu werden, was ja für diese wiederum "ich werde geliebt" bedeutet. Da sie ja vom Borderliner, im Wechselspiel nicht verlassen wird, bestätigt sich für ihn nur "ich muss mich nur noch mehr anstrengen, noch mehr lieben". Dass dies die Normalität des Borderliners (der [[Die Borderline-Störung|Borderline-Störung]]) ist, sieht die dependente Persönlichkeit nicht.
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Einfach gesagt besteht kein narzisstisches Gleichgewicht und bei der dependenten Persönlichkeit ein sehr schwacher Narzissmus. Im Vergleich zum Narzissmus völlig entgegengesetzt. Hier liegt eine der Begründungen warum sich Narzissten gerne Dependente suchen und umgekehrt.
  
Sie will nicht sehen und dazu benutzt sie ihren gut funktionierenden Abwehrmechanismus der Verleugnung. Auch nicht, dass sie schon sehr bald sowieso vom Borderliner fallen gelassen wird. Die dependente Persönlichkeit braucht ja einen Partner, mit dem so einiges nicht stimmt und dies stellt der Borderliner (die Borderline-Störung) von Anfang an klar heraus.
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Die dependente Persönlichkeit versucht nun ihr Selbst anzuheben indem sie in der Beziehung alles für den Partner tut und im sozialen Umfeld über das "Soziale Selbst", welches beeinflusst wird über das "Fremdbild".
  
Auch wenn die dependente Persönlichkeit die Destruktivität dieser Beziehung erkennt, ist sie ohne fremde Hilfe kaum in der Lage, sich aus dieser zu lösen. Für andere "Normale" schon schwer, für Dependente fast unmöglich.
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Das heißt aber auch, dass für die dependente Persönlichkeit durch den Überdruck der Säulen I und II nicht annehmbare ES-Impulse entstehen.
  
Beide sind suchtgefährdet und dürfen sich, je nach dem, wer "drauf" ist, der Co- Abhängigkeit bedienen bzw. erfreuen.
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Durch die Entstehung der Es-Impulse drückt somit das ES von unten (E2), gegen das ICH. Da es für die dependente Persönlichkeit zu viele nicht annehmbare ES-Impulse gibt, bedingt durch das überstarke Gewissen (Säule I) und die überstarken Leitbilder (Säule II) drückt das ES natürlich auf dem Weg des geringsten Widerstandes gegen das ICH. Also auf der schwächeren ICH-Seite mit Impulsen die einem stärkeren Narzissmus (Säule III) entgegenstehen. (Bsp. dazu wäre eine nachhaltige/nachdrückliche Forderung an ....)
  
Ist die dependente Persönlichkeit "drauf", darf der Borderliner helfen und abwerten, verstehen und Schuld zu weisen (Ambivalenz). Ist der Borderliner "drauf", darf die dependente Persönlichkeit helfen und ihre Abhängigkeit verschieben.
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Bedingt durch die (nicht annehmbaren) Es-Impulse muss sich das ICH schützen und setzt somit mit seiner Energie (C) die Abwehrmechanismen (A) in Gang, wie Sublimierung, Substitution, Verdrängung, Kompensation, etc. Gleichzeitig gleicht es damit über Abwehrhandlungen (A+ C), Vorstellungen, Einstellungen, den Druck des ÜBER-ICH und ES aus, was zur Ausgleichung, hier Anhebung des Selbst führt.
  
Beide sind in der [[Prägung von Denken, Fühlen, Handeln oder Vergangenheit bestimmt immer Gegenwart und Zukunft|Kindheit]] verhaftet und die Beziehung lässt sie wieder und wieder diese erleben. Jeder der beiden, natürlich jeweils andere Stadien der Kindheit. Beide versuchen über den anderen ihre Verletzungen der Kindheit ungeschehen zu machen.
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Der Druck des ÜBER-ICH und des ES ist nicht konstant, sondern eher intervallartig. Bei der dependenten Persönlichkeit ist das ICH von vornherein mehr damit beschäftigt, dem Druck des ÜBER-ICH entgegen zu wirken, seine Energien also in diese Richtung zu setzen, um das Selbst anzuheben, bzw. in der Waage zu halten. Es kann somit den Triebimpulsen des ES oft nur unangepasst, z. Bsp. über [[Psychodynamisches Modell einer gesunden Persönlichkeit#ich-abwehr|Kompensation oder Reaktionsbildung]], entgegen wirken. So z. Bsp. bei einer dependentenPersönlichkeit mit Anorexie über aggressiven Sexualverhalten oder wenn mit Bulimie besetzt, über Fressattacken.
  
Diese Beziehung ist ein perfektes Ineinanderspiel verinnerlichter Verhaltensstrukturen, Familienmuster, Gefühle (wie Angst, Zorn, Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit) Wünsche und Projektionen.
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Da es ein Regelsystem ist, können wir uns das Ganze auch umgekehrt betrachten. Dazu benutzen wir jetzt das oft sehr schwache Selbstwertgefühl der dependenten Persönlichkeit, welches sich über das Selbstbild im Selbst niederschlägt. In unserem Betrachtungsfall liegt es relaltiv weit (rechts) unten im Bild. Der gesamte Regelkreis funktioniert jetzt anders herum.
  
Durch die immer wiederkehrende Beteuerung der Borderlinepersönlichkeit, welches Markenzeichen der [[Die Borderline-Störung|Borderline-Störung]] ist, sie würde sich ändern, darf die dependente Persönlichkeit ihren Traum "wie es sein könnte" immer wieder neu träumen.
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Die ICH- Diskrepanz (IS) ist vergrößert und das ICH, über die Inversiv-Verbindung (D) gekippt, drückt somit auf Säule III des ÜBER- ICH. Das narzisstische Gleichgewicht ist gestört und das ICH fängt an zu regeln, mit dem Versuch, in die Waage zu kommen und das Selbst anzuheben.
  
Ja manchmal erscheint es geradezu, als ob ganze Situationen/ Gegebenheiten sich scheinbar wiederholen.
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Gleichzeitig bekommt aber die dependente Persönlichkeit ein "schlechtes" Gewissen, da das ICH, um in die Waage kommen, gegen die verlängerten Säulen I und II drückt. Die dependente Persönlichkeit muss also Abwehrmechanismen und Handlungsweisen finden, die in Kongruenz zum Gewissen und ICH- Ideal stehen.
  
Wir können vereinfacht sagen, beide können miteinander "etwas anfangen". Topf und Deckel, gesucht und gefunden.
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Auch vom ES her können wir das Ganze betrachten. Nehmen wir dazu das Beispiel Inge (aus der dependenten Störung). Ein nicht annehmbarer Triebimpuls, der Wunsch nach körperlicher Liebe, drückt, dargestellt im Modell, als Energie (E1) des ES, gegen das ICH. Da Inge nicht gelernt hat, Intimität zuzulassen und das Wissen darum, dass "Ihr Selbst" aus der Waage gerät, entsteht Angst. Die Angst auf der einen Seite und der Druck, den jetzt das ICH auf das Gewissen (Säule I) des Über- ICH ausübt, veranlasst das ICH wiederum zur Abwehr, mit Abwehrhandlungen (A+C)
  
Die Beziehung in dieser Konstellation ist für beide am intensivsten. Und wenn die dependente Persönlichkeit noch [[Was ist ADS/ADHS??|ADHS]] im Erwachsenenalter besitzt, geht's aber richtig zur Sache. Das ist die Krönung, das Non Plus Ultra.
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In Inges Fall ist es die Sublimierung, d.h. die Arbeit, welches im reinen Gewissen zum Über- ICH steht und noch dazu das Selbst anhebt. Da der Mensch aber nicht immer und ganz ES-Impulse / Triebimpulse abwehren kann und, nach Freud auch gar nicht soll, werden nur die für Inge annehmbaren Teile des Triebimpulses durchgelassen und das Internet mit entsprechendem Chat eingeschaltet. Der Triebimpuls kann aber auch ganz einfach in's Gegenteil verkehrt werden (ICH-Abwehr = Negierung) und aus der Vorstellung Sex wird "ich will und brauche so etwas nicht". Er kann aber auch substituiert auf den Sohn übertragen werden und sich dort in Form der Sublimierung niederschlagen. Inge würde somit, wenn wir den alten Begriff verwenden wollen, in die Gruppe der Neurotiker fallen.
  
Die Gefühle, in jeder Richtung, die sie dann innerhalb der Beziehung erleben, sind so überwältigend, dass beiden die Worte fehlen. Für sie ist es, zumindest bis zum Ende, die große, [[Liebe und Hass oder Eros versus Thanatos|absolute Liebe]]. Vom Borderliner als Mystik, Magie oder als Folge der Reinkarnation bezeichnet. Später natürlich als einzige Katastrophe.
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Wichtig für die dependente Persönlichkeit ist nur, dass die Abwehrmechanismen des ICH den Vorgaben der Säulen I und II des Über-ICH nicht widersprechen.
  
In der Trennung einer solchen Beziehung hat es die dependente Persönlichkeit besonders schwer. Aus folgenden Gründen. Wenn sie es denn schafft, sich zu trennen, hält sie dies kaum durch, da wie üblich der [[Die Borderline-Störung|Borderliner]] wieder auftaucht, um das Spiel auf zu nehmen, wenn der Betroffene an Stabilität gewonnen hat, oder weil es ja in der Struktur der dependenten Persönlichkeit liegt, sich selbst Schuld zuzuweisen und diese Schuldgefühle über das Aufheben der Trennung zu kompensieren, bzw. sogar ungeschehen zu machen.
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Anhand der Über- ICH Problematik der dependenten Persönlichkeit, sehen Sie nun auch den Grund, nämlich der Druck des Über-ICH aus Säulen I und  II auf das ICH, warum die dependente Persönlichkeit dazu neigt, ihr Selbstwertgefühl zu verneinen. Wir können somit sagen, dass je stärker das Über-ICH gegen das ICH drückt, desto stärker ist die Verneinung. Und das kann bis hin zur [[Anorexie]] gehen, in der ja das ICH und Selbst gegenüber Teilen der Säulen I und II verneint wird.
  
Innerhalb der Beziehung ist ja zuerst einmal folgendes passiert. Die Borderlinepersönlichkeit hat den "Regelmechanismus", über den wir sprachen, der dependenten Persönlichkeit übernommen. Das heißt nicht, das hat er sich zu eigen gemacht, sondern der Borderliner regelt jetzt. Das Kontroll- und Machtbedürfnis des Borderliners (der Borderline-Störung) wurde ja von der dependenten Persönlichkeit, Ihnen, erfüllt. Sie hätten schon [[Was ist ADS/ADHS??|ADHS]]- ler sein müssen, um dem, zumindest zum Teil, hätten widerstehen zu können. Und bei einem vollkommen "Normalen" wäre es gar nicht erst soweit gekommen, denn der hätte den Borderliner gleich zum Teufel gejagt.
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Sie haben nun gesehen, wie der "Regelmechanismus" der Psyche in der dependenten Störung greift. Die Problematik der dependenten Persönlichkeit kann, wie Sie sehen, nicht an einem "Teil", wie dem Über- ICH, ICH, ES oder dem Selbst, nicht einmal an den Abwehrmechanismen festgemacht werden.
  
Jedes mal, wenn die dependente Persönlichkeit nun selber regeln will, kracht es gewaltig. Streit, emotionale Erpressungen, Suizidandrohungen, kurzfristige Trennungen, etc. Das volle Programm.
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Die Über-ICH Problematik der Säulen I und II wirken sich auf alles aus, insbesondere auf das Selbst. Wie bereits erwähnt, können die Imagos im Über-ICH, nicht mehr verändert werden, d.h. der Schwerpunkt der dependenten Persönlichkeit liegt im Selbst, somit im Selbstbild. Sie macht dieses zu stark von Partner oder einen anderen Menschen, sozialem Selbst, Fremdbild abhängig. Die Über-ICH-Prpblematik der dependenten Persönlichkeit ist auch der Grund iher Vulnerabilität (Anfälligkeit) für die [[Die Depression|Depression]].
  
Da der Borderliner Nähe nur bedingt zulassen kann, wenn dann in Form der Symbiose, bzw. nur über einen kurzen Zeitraum, geht er wieder und wieder abrupt auf Distanz. Wie bereits erwähnt kennt ja der Borderliner nur das "Entweder versus Oder". Der Wechsel zwischen beiden Zuständen (siehe Sprungverhalten des Borderliners) ist für die dependente Persönlichkeit so krass das sie dieses Distanz, welche vom Borderliner sehr oft bewusst über seine perverse Machtmanipulation als Trennung dargestellt wird, jedes mal als entgültige Trennung erlebt.
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Moment, werden Sie jetzt sagen, dann ist ja der Narzisst auch dependent. Richtig. Der Unterschied besteht allerdings, wie Sie im [[Psychodynamisches Modell einer narzisstischen Persönlichkeit|pschodynamischen Modell Narzisst]], im Über-ICH, im Selbst, im Bezug zum Menschen, in den Abwehrmechanismen, in den Ein- und Vorstellungen, in den Handlungsweisen, in der Liebesfähigkeit und letztendlich im ES bzw. der Kontrolle darüber. Auch ist der Druck aus dem Über-ICH ein ganz anderer. Sie sehen ein paar kleine, aber feine Unterschiede. Das heißt im Umkehrschluss und bei logischer Betrachtung, dass Narzissten zwar abhängig von anderen im Sinne der Spiegelung sind, aber eine dependente Persönlichkeit kein Narzisst sein kann.
  
Für die dependente Persönlichkeit ist das immer wieder ein Schock aufs neue und sie muss all ihre psychischen Kräfte aufbringen um daran nicht zu zerbrechen. Sie kann die plötzliche Distanz des Borderliners überhaupt nicht verstehen oder nachvollziehen. Insofern wird jetzt in der dependenten Persönlichkeit das kleine innere Kind mit seinen, damals für das Kind überwältigenden Verlustängsten, aktiviert. Die Folge sind Schuldgefühle, da die dependente Persönlichkeit das Verhalten des Borderliners auf sich bezieht.
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Es kann also nur in der Gesamtheit gesehen werden. Jedes "Regelteil" bedingt sich gegenseitig und steht in Wechselbeziehung. Es steht somit außer Frage, ob Medikamente in diesem Fall heilen oder helfen können. Sie können allenfalls, z. Bsp. im Fall der [[Die Depression|Depression]] eine unterstützende Wirkung liefern. Nur eine Therapie kann helfen, die überstarke Ausprägung / Prägung der Säulen I und II zu erkennen und mit dieser anders umzugehen. Nur eine Therapie kann helfen, andere adäquate Abwehrmechanismen zu nutzen, daraus andere Einstellungen, Vorstellungen, Handlungen und Verhaltensweisen zu entwickeln und somit das ICH und das Selbst unabhängig von x in der Waage zu halten oder es dort hin zu bewegen.
  
Der Hintergrund dessen liegt im [[Das menschliche Gehirn#limbische System|limbischen System]] (dort liegt das innere Kind jedes Menschen), hauptsächlich in dem Falle in der Amygdala dem emotionalen Wächter des Menschen. Das limbische System kennt kein Gestern oder Morgen. Es ist zeitlos, es kennt nur Gefühlszustände, die wiederum neuronale Netzwerke aktivieren. Es kann also in der Situation nicht unterscheiden ob es gestern war oder jetzt ist. Die Differenzierung ob die Situation im JETZT oder GESTERN liegt und ob die Reaktion darauf angemessen ist obliegt einzig und allein dem Grosshirn/Neokortex.
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[[Die dependente Störung oder Hoffnung ist ihr bester Freund#dependent-michel|zurück zur dependenten Störung/Ausgangspunkt]]
 
 
Nun hat die ganze Geschichte einen Hacken. Das limbische System ist in der Regel Stärker als das Grosshirn. Sollte es nicht, ist aber leider oft so. (Ich komme später im Kapitel "emotionale Intelligenz" darauf zurück.) Das liegt daran das es in diesem Bereich definitiv um "Alter kommt vor Jugend" geht. D.h. das das limbische System deshalb mehr Macht besitzt weil es in der Entwicklungsgeschichte um ein vielfaches älter ist als das Großhirn.
 
 
 
Bei einer [[Psychodynamisches Modell einer gesunden Persönlichkeit|gesunden ICH-Struktur]] regelt das ICH über angemessene Abwehrmechanismen diesen Selbstwert nach und das Grosshirn greift ein und verklickert dem limbischen System das die jetzige Situation nichts mit der damaligen als Kind zu tun hat. Über die gesunde ICH-Struktur versteht das auch das limbische System und lässt ein Regeln des ICH zu.
 
 
 
Anders bei der dependenten Persönlichkeit, die ja im Bereich der Neurosen liegt -- d.h. sie verwendet immer die gleichen (falschen) [[Psychodynamisches Modell einer gesunden Persönlichkeit#ich-abwehr|Abwehrmechanismen]], deren Über-ICH eine normale Regelung kaum zu lässt. Wie sie gesehen haben sind ja die Säulen I (Gewissen) und II (Leitbilder) des [[Psychodynamisches Modell einer dependenten Persönlichkeit#a|Über-ICH der dependenten Persönlichkeit]] zu stark ausgeprägt, woraus die Schuldgefühle resultiern. Die Säule III (gesunder Narzissmus) ist zu schwach ausgeprägt und die ES-Impulse bedingt durch Säule I (Gewissen) für die dependente Persönlichkeit kaum annehmbar. Wenn das nicht so wäre, wäre es ja keine dependente Persönlichkeit.
 
 
 
Aber zurück zu den Schuldgefühlen der dependenten Persönlichkeit. Ihr eh schon schwaches Selbstwertgefühl fällt nun noch weiter und erzeugt, (siehe psychodynamische Modell Dependent) über das ICH einen emensen Druck gegen das Gewissen. Es treten also zwei entgegengesetzt starke Energien auf, die die dependente Persönlichkeit als seelische Höllenqualen erlebt, die noch verstärkt werden das das Über-ICH die unbedingte Erfüllung vom ICH fordert. Eine seelisch schier ausweglose Situation für die dependente Persönlichkeit. Auf deutsch: die dependente Persönlichkeit ist von allen am schlimmsten dran denn sie leidet wie ein Schwein.
 
 
 
Kaum hat die dependent Persönlichkeit, die ja konstante Nähe sucht und auch halten kann, sich einigermaßen gefangen, nicht ohne vorher alles versucht zu haben diese Beziehung zu retten, fordert der Borderliner die erneute Symbiose. Natürlich geht die dependente Persönlichkeit, sie ist ja nicht umsonst dependent, darauf mit wehenden Fahnen ein. Im ersten Moment ist das für das Selbst und Selbstwert der dependenten Persönlichkeit eine enorme Erleichterung. Doch durch die von der dependenten Persönlichkeit nun wieder ausgehende Nähe, die wie oben gesagt der Borderliner nur zeitlich bedingt kurzfristig ertragen kann und  durch die massiven unrealistischen Forderungen des Borderliners und deren Nichterfüllbarkeit, welches der Borderliner sofort wahrnimmt, erfolgt wieder der [[Das Sprungverhalten bzw. Spaltungsverhalten der Borderline-Störung in der intimen zwischenmenschlichen Beziehung|Wechsel des Borderliners in die Distanz]].
 
 
 
Das hat zur Folge, dass der dependenten Persönlichkeit gegen Ende der Beziehung nur noch ein verschlissenes, klapperndes, [[Psychodynamisches Modell Die Ich-Struktur nach einer Borderline-Beziehung|kaum mehr funktionierendes "Regelsystem"]] zur Verfügung steht. In der entgültigen Trennung dann, wobei man ja nie weiß, welche Trennung nun die entgültige ist, bricht dieses klapperndes "Regelsystem" wie ein marodes Holzgerüst vollkommen zusammen. Was wir dann sehen, ist z.B. die [[Die Depression|Depression]] und/oder das Abgleiten in den [[Drogen|Substanzmittelmissbrauch]].
 
 
 
Sie muss durch ihre Persönlichkeitsstruktur ungeheure Energien aufbringen, um ein Getrenntsein einigermaßen überstehen zu können. Durch Abhängigkeitsverschiebung kann sie in einer Sucht landen. Die Schuldgefühle, die sowieso schon vorhanden sind, sind durch die Abwertungen und Schuldzuweisungen des Borderliners, wie wir wissen Teil der [[Die Borderline-Störung|Borderline-Störung]] übermächtig. Da für sie die Beziehung oberste Priorität hat/hatte, versteht sie die kalte und grausame Vorgehensweise ([[Spaltung/Projektion|Spaltung]]) des Borderliners nicht. Gut, die ist eh von kaum jemanden zu verstehen.
 
 
 
Und letztlich begreift die dependente Persönlichkeit, bedingt durch ihre Persönlichkeitsstruktur, nicht wann, bzw. dass es vorbei (entgültig) vorbei ist. Kann sie auch nicht, da sie im Laufe der Beziehung vom Borderliner ja regelrecht abgerichtet (konditioniert) wurde "mehr oder immer wieder zu kämpfen", was dem Grundsatz "mehr Leistung" der dependenten Persönlichkeit entspricht. Da sie nicht wider ihrer Natur und Abrichtung handelt, wird sie wiederum verurteilt. Fatal, denn dies öffnet dem "Borderlinehass" und dessen Aussagen und Handlungen Tür und Tor.
 
 
 
Denn jetzt bestätigt sich die [[Die Borderline-Störung im Spektrum ihrer Komorbiditäten#f60.0|Paranoia]] der Borderlinepersönlichkeit ([[Die Borderline-Störung|Borderline-Störung]]),
 
dass der zurückgebliebene Partner "der böse Verfolger" ist und kann ihn sogar, ganz modern, als [[Stalking der Borderlinepersönlichkeit oder das falsche Opfersyndrom|Stalker]] darstellen.
 
 
 
Wir können zusammenfassend sagen, dass in einer Borderline Beziehung die dependente Persönlichkeit voll auf der Strecke bleibt. Sie steht am Ende, je nachdem wie lange sie die Tortour durchlitt, vor einem kompletten Scherbenhaufen. Nicht zuletzt, weil sie sich in allen Bereichen voll und ganz auf die Borderlinepersönlichkeit konzentrieren, im Sinne von Mittelpunkt, musste.
 
 
 
Psychisch, oft auch physisch und zu oft auch materiell zerstört, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes, ein Häufchen Elend zurück. Doch genau, und darin liegt Ironie, kann das die Chance für die dependente (abhängige) Persönlichkeit sein, ihren dependenten Kreislauf zu durchbrechen.
 
 
 
<div style='text-align: center;'>[[Was Ihnen passieren kann als Ex- Partner des Borderliners|was Ihnen passieren kann]]
 
 
 
 
 
[[Psychodynamisches Modell Die Ich-Struktur nach einer Borderline-Beziehung|Ihre ICH-Struktur nach einer solchen Beziehung]]</div>
 

Aktuelle Version vom 8. Juni 2024, 18:55 Uhr

Bevor Sie sich jetzt das psychodynamische Modell zu Gemüte führen, lesen Sie bitte vorab das psychodynamische Modell der gesunden Persönlichkeit. Dies ist notwendig um das folgende Modell zu verstehen.

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Betrachten wir uns nun das psychodynamische Modell der dependenten Persönlichkeit, dann sehen wir, dass das Mutter- Vater- Imago ein tragender Baustein im ICH-Ideal ist. Mutter- Vater- Imago gehen in dieser Säule über in die Leitbilder. In den Leitbildern liegen natürlich auch die anderen Puzzles internalisierter (verinnerlichter) Objekte. Diese Leitbilder wiederum schlagen sich unter anderem im ödipalen ÜBER- ICH, der tragende Baustein unter dem Gewissen und in den Grössenphantasien, der tragende Baustein unter dem IDEAL-ICH, nieder. Ist der Baustein zu klein oder zu groß, würde das ÜBER-ICH, schematisch dargestellt, kippen. Im Falle der dependenten Persönlichkeit heißt das, dass die Bausteine Eltern-Imago oder Leitbilder in Säule II und ödipales ÜBER-ICH in Säule I vergrößert sind.

Zwischen Säulen I und II findet im Laufe der Entwicklung eine Kompensation statt, die sich dann in Gewissen und ICH- IDEAL nieder schlägt. Das heißt z. Bsp. die überstarke Mutter als unterster Block der Säule I hinterlegt, wird mit einem stärkeren Gewissen ausgeglichen oder eine schwache Mutter, durch ein anderes internalisiertes Objekt, in Säule II Block Mitte, ausgeglichen. Letztendlich spielt es keine Rolle, da eine Verschränkung zwischen Säule I und Säule II besteht. Im Falle der dependenten Persönlichkeit ist diese Verschränkung anders als bei der Borderline- oder narzisstischen Persönlichkeit, besonders stark ausgeprägt.

Dependent ueber ich verk.jpg

Legende ÜBER-ICH:

  • VI        = Vergleich Ideal-Ich / Ideal Selbst versus Ich Ideal / Ideal Objekte
  • U         = Urprägungen, Urbeeinflussungen durch das Elternimago (Imago = Urbild)
  • B1,B1  = Gesamtkraft, Gesamtenergie die aus Säule I und II des Über-Ich auf das ICH drücken
  • B2        = Gesamtkraft, Gesamtenergie die aus Säule III des Über-Ich auf das ICH drückt

Im Falle der dependenten Persönlichkeit sehen Sie das die Säule I, danach die Säule II, gegenüber der Säule III vergrößert dargestellt ist und der Abgleich (VI) zwischen ICH-Ideal und Ideal-ICH / Ideal-Selbst nicht richtig funktioniert.

Das internalisierte Objekt, bestehend aus dem Elternimago und den aufsetzenden Leitbildern ist, wie Sie nun wissen, nicht mehr zu verändern.

Gegenüber (ich hoffe Sie haben sich vorher das psychodynamische Modell der gesunden Persönlichkeit durchgelesen) dem gesunden Über ICH sind bei der dependenten Persönlichkeit folgende Dinge anders.

  • der Komplex Eltern-Imago + Leitbilder (Säule II) ist übermässig stark ausgeprägt auf Grund dessen sich ein
  • überstarkes, rigides Gewissen (Säule I) herausgebildet hat
  • die narzisstische Komponente (Säule III) allerdings ist zu schwach ausgebildet (resultierend aus den Einschränkungen/Verboten der Eltern und Leitbilder in der Kindheit)
  • Der Abgleich (VI) funktioniert nicht richtig da ICH-Ideal und Idieal-Selbst divergent ausgebildet sind

Dadurch drücken Säulen I und II, mit Ihrer Gesamtenergie (B1), da beide verschränkt sind, überstark auf das ICH und bringen es aus dem Gleichgewicht. Bildlich dargestellt indem es nach links weg kippt. Die Folge davon ist, dass über die inversive Verbindung (D) das Selbstkorrelat welches

  1. das Selbstbild (wie sehe ich mich)
  2. das Selbstbewusstsein (wer bin ich)
  3. das Selbstwertgefühl (was bin ich mir wert)
  4. das soziale Selbst (welches abgeglichen wird mit dem Fremdbild = wie sehen mich andere?) und dieses soziale Selbst wird wiederum abgeglichen mit 1 und 3.

enthält, nach unten unten rutscht, welches einem einem geringen Selbstwert-(Gefühl) / Selbstbewusstsein entspricht.

Die Ich-Struktur einer dependenten Persönlichkeit

Dependent ich verk.jpg

Legende ICH:

  • A         = Abwehrmechanismen des ICH
  • B1       = Kräfte bzw. Energien die aus Säule I und II des Über-Ich auf das ICH drücken
  • B2       = Kräfte bzw. Energien die aus Säule III des Über-Ich auf das ICH drücken
  • C         = Abwehrenergien die das ICH für die Abwehrmechanismen heranzieht (ICH-Triebe)
  • A+C    = Abwehrhandlung des ICH (z. Bsp. Sublimierung)
  • D         = starre Verbindung mit Inversivgelenk (G) zum Selbst
  • E1,E2  = ES-Impulse, Triebenergien
  • G         = Inersivgelenk (Inversiv = Umkehr)
  • SB       = Selbstbeobachtung, Introspektion
  • S         = Vergleich soziale Selbst mit Selbstbild und umgekehrt
  • SE       = Selbsterkenntnis
  • SF       = Übergang Fremdbild in das soziale Selbst
  • SS       = Anhebung des Selbstwertgefühl über das soziales Selbst
  • SR       = Selbstregularien
  • IS        = Ich-Diskrepanz, Selbstverwirklichung, narzisstisches Gleichgewicht
  • VI        = Vergleich Ideal-Ich/Ideal Selbst versus Ich-Ideal/Ideal Objekte

Zwei Dinge passieren nun. Die Ich-Diskrepanz (IS), d.h., die Distanz zwischen Ideal-Ich/Ideal-Selbst und Selbst, welches das narzisstische Gleichgewicht, bzw. den gesunden Narzissmus, ergibt, vergrößert sich und über die Rückkopplung entsteht der Wunsch nach Liebe (was der zwischenmenschlichen, partnerschaftlichen Beachtung / Wertigkeit entspricht), welches wiederum ES-Impulse hervorruft. Weiter entsteht der Wunsch nach Anhebung des Selbstwert über Beachtung im sozialen Umfeld.

Einfach gesagt besteht kein narzisstisches Gleichgewicht und bei der dependenten Persönlichkeit ein sehr schwacher Narzissmus. Im Vergleich zum Narzissmus völlig entgegengesetzt. Hier liegt eine der Begründungen warum sich Narzissten gerne Dependente suchen und umgekehrt.

Die dependente Persönlichkeit versucht nun ihr Selbst anzuheben indem sie in der Beziehung alles für den Partner tut und im sozialen Umfeld über das "Soziale Selbst", welches beeinflusst wird über das "Fremdbild".

Das heißt aber auch, dass für die dependente Persönlichkeit durch den Überdruck der Säulen I und II nicht annehmbare ES-Impulse entstehen.

Durch die Entstehung der Es-Impulse drückt somit das ES von unten (E2), gegen das ICH. Da es für die dependente Persönlichkeit zu viele nicht annehmbare ES-Impulse gibt, bedingt durch das überstarke Gewissen (Säule I) und die überstarken Leitbilder (Säule II) drückt das ES natürlich auf dem Weg des geringsten Widerstandes gegen das ICH. Also auf der schwächeren ICH-Seite mit Impulsen die einem stärkeren Narzissmus (Säule III) entgegenstehen. (Bsp. dazu wäre eine nachhaltige/nachdrückliche Forderung an ....)

Bedingt durch die (nicht annehmbaren) Es-Impulse muss sich das ICH schützen und setzt somit mit seiner Energie (C) die Abwehrmechanismen (A) in Gang, wie Sublimierung, Substitution, Verdrängung, Kompensation, etc. Gleichzeitig gleicht es damit über Abwehrhandlungen (A+ C), Vorstellungen, Einstellungen, den Druck des ÜBER-ICH und ES aus, was zur Ausgleichung, hier Anhebung des Selbst führt.

Der Druck des ÜBER-ICH und des ES ist nicht konstant, sondern eher intervallartig. Bei der dependenten Persönlichkeit ist das ICH von vornherein mehr damit beschäftigt, dem Druck des ÜBER-ICH entgegen zu wirken, seine Energien also in diese Richtung zu setzen, um das Selbst anzuheben, bzw. in der Waage zu halten. Es kann somit den Triebimpulsen des ES oft nur unangepasst, z. Bsp. über Kompensation oder Reaktionsbildung, entgegen wirken. So z. Bsp. bei einer dependentenPersönlichkeit mit Anorexie über aggressiven Sexualverhalten oder wenn mit Bulimie besetzt, über Fressattacken.

Da es ein Regelsystem ist, können wir uns das Ganze auch umgekehrt betrachten. Dazu benutzen wir jetzt das oft sehr schwache Selbstwertgefühl der dependenten Persönlichkeit, welches sich über das Selbstbild im Selbst niederschlägt. In unserem Betrachtungsfall liegt es relaltiv weit (rechts) unten im Bild. Der gesamte Regelkreis funktioniert jetzt anders herum.

Die ICH- Diskrepanz (IS) ist vergrößert und das ICH, über die Inversiv-Verbindung (D) gekippt, drückt somit auf Säule III des ÜBER- ICH. Das narzisstische Gleichgewicht ist gestört und das ICH fängt an zu regeln, mit dem Versuch, in die Waage zu kommen und das Selbst anzuheben.

Gleichzeitig bekommt aber die dependente Persönlichkeit ein "schlechtes" Gewissen, da das ICH, um in die Waage kommen, gegen die verlängerten Säulen I und II drückt. Die dependente Persönlichkeit muss also Abwehrmechanismen und Handlungsweisen finden, die in Kongruenz zum Gewissen und ICH- Ideal stehen.

Auch vom ES her können wir das Ganze betrachten. Nehmen wir dazu das Beispiel Inge (aus der dependenten Störung). Ein nicht annehmbarer Triebimpuls, der Wunsch nach körperlicher Liebe, drückt, dargestellt im Modell, als Energie (E1) des ES, gegen das ICH. Da Inge nicht gelernt hat, Intimität zuzulassen und das Wissen darum, dass "Ihr Selbst" aus der Waage gerät, entsteht Angst. Die Angst auf der einen Seite und der Druck, den jetzt das ICH auf das Gewissen (Säule I) des Über- ICH ausübt, veranlasst das ICH wiederum zur Abwehr, mit Abwehrhandlungen (A+C)

In Inges Fall ist es die Sublimierung, d.h. die Arbeit, welches im reinen Gewissen zum Über- ICH steht und noch dazu das Selbst anhebt. Da der Mensch aber nicht immer und ganz ES-Impulse / Triebimpulse abwehren kann und, nach Freud auch gar nicht soll, werden nur die für Inge annehmbaren Teile des Triebimpulses durchgelassen und das Internet mit entsprechendem Chat eingeschaltet. Der Triebimpuls kann aber auch ganz einfach in's Gegenteil verkehrt werden (ICH-Abwehr = Negierung) und aus der Vorstellung Sex wird "ich will und brauche so etwas nicht". Er kann aber auch substituiert auf den Sohn übertragen werden und sich dort in Form der Sublimierung niederschlagen. Inge würde somit, wenn wir den alten Begriff verwenden wollen, in die Gruppe der Neurotiker fallen.

Wichtig für die dependente Persönlichkeit ist nur, dass die Abwehrmechanismen des ICH den Vorgaben der Säulen I und II des Über-ICH nicht widersprechen.

Anhand der Über- ICH Problematik der dependenten Persönlichkeit, sehen Sie nun auch den Grund, nämlich der Druck des Über-ICH aus Säulen I und II auf das ICH, warum die dependente Persönlichkeit dazu neigt, ihr Selbstwertgefühl zu verneinen. Wir können somit sagen, dass je stärker das Über-ICH gegen das ICH drückt, desto stärker ist die Verneinung. Und das kann bis hin zur Anorexie gehen, in der ja das ICH und Selbst gegenüber Teilen der Säulen I und II verneint wird.

Sie haben nun gesehen, wie der "Regelmechanismus" der Psyche in der dependenten Störung greift. Die Problematik der dependenten Persönlichkeit kann, wie Sie sehen, nicht an einem "Teil", wie dem Über- ICH, ICH, ES oder dem Selbst, nicht einmal an den Abwehrmechanismen festgemacht werden.

Die Über-ICH Problematik der Säulen I und II wirken sich auf alles aus, insbesondere auf das Selbst. Wie bereits erwähnt, können die Imagos im Über-ICH, nicht mehr verändert werden, d.h. der Schwerpunkt der dependenten Persönlichkeit liegt im Selbst, somit im Selbstbild. Sie macht dieses zu stark von Partner oder einen anderen Menschen, sozialem Selbst, Fremdbild abhängig. Die Über-ICH-Prpblematik der dependenten Persönlichkeit ist auch der Grund iher Vulnerabilität (Anfälligkeit) für die Depression.

Moment, werden Sie jetzt sagen, dann ist ja der Narzisst auch dependent. Richtig. Der Unterschied besteht allerdings, wie Sie im pschodynamischen Modell Narzisst, im Über-ICH, im Selbst, im Bezug zum Menschen, in den Abwehrmechanismen, in den Ein- und Vorstellungen, in den Handlungsweisen, in der Liebesfähigkeit und letztendlich im ES bzw. der Kontrolle darüber. Auch ist der Druck aus dem Über-ICH ein ganz anderer. Sie sehen ein paar kleine, aber feine Unterschiede. Das heißt im Umkehrschluss und bei logischer Betrachtung, dass Narzissten zwar abhängig von anderen im Sinne der Spiegelung sind, aber eine dependente Persönlichkeit kein Narzisst sein kann.

Es kann also nur in der Gesamtheit gesehen werden. Jedes "Regelteil" bedingt sich gegenseitig und steht in Wechselbeziehung. Es steht somit außer Frage, ob Medikamente in diesem Fall heilen oder helfen können. Sie können allenfalls, z. Bsp. im Fall der Depression eine unterstützende Wirkung liefern. Nur eine Therapie kann helfen, die überstarke Ausprägung / Prägung der Säulen I und II zu erkennen und mit dieser anders umzugehen. Nur eine Therapie kann helfen, andere adäquate Abwehrmechanismen zu nutzen, daraus andere Einstellungen, Vorstellungen, Handlungen und Verhaltensweisen zu entwickeln und somit das ICH und das Selbst unabhängig von x in der Waage zu halten oder es dort hin zu bewegen.

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