Depression
Betrachten wir mal die Depression noch ein Stück weiter. Mittlerweile als eine Volkskrankheit zählt die WHO sie neben Herz- Kreislaufstörungen zu den häufigsten Krankheiten. Frauen leiden doppelt so häufig an der Depression wie Männer. Ein Viertel aller Erkrankten wird nach Besserung innerhalb eines Jahres wieder depressiv. In einem Zeitraum von 10 Jahren sogar drei Viertel. Jede 5. Depression wird chronisch und jeder siebte unter Depression leidenden begeht Selbstmord. Das heißt nicht, dass jeder Siebte durch Suizid ums Leben gekommene depressiv war.
Der Leidensdruck der unter Depressionen leidenden Menschen wird zu oft unterschätzt, da ein Großteil der Bevölkerung, aber auch Hausärzte es mit Verstimmung oder Trauer gleichsetzen.
Unbestritten ist, dass Trauer in Depression übergehen kann und schwierig, für den Laien unmöglich, zu unterscheiden ist. Oft geht die Depression auch mit posttraumatischen Belastungsstörungen einher, zumal viele Symptome wie Schlafstörung, Appetitverlust, Kopfschmerzen und Kraftlosigkeit gleich sind. Das Burn- Out- Syndrom hat nichts mit Depression zu tun. Nicht mehr wollen können bezeichnen viele unter Depression Leidenden ihren Zustand. Im Burn- Out, wie es der Name schon sagt, ist lediglich der Körper und zum Teil der Geist ausgebrannt. Geschehen über, meist durch Arbeit anhaltender Missbrauchszustandes gegenüber dem Körper.
Die Depression erfasst nicht nur die Gedanken und die Gefühle, sondern die gesamte Motorik. Der Antrieb ist weg, der Mensch hat kein Gefühl mehr. Im wahrsten Sinne- Sie können nicht mehr leben. Erwähnt wurde bereits, dass unterschieden wird, zwischen endogener und exogener Depression. Weiterhin wird aber auch nach Verlauf unterschieden. Zu erwähnen hier die reaktive Depression, die rezidivierende Depression, die bipolare Störung (manisch- depressiv) und die Dysthymie.
- Reaktive Reaktion: tritt als Folge von Krisen oder belastenden Ereignisse auf (jeder Mensch erfährt Krisen oder belastende Ereignisse unterschiedlich stark).
- Rezidivierende Depression: depressive Episoden, sie kommen und gehen! nicht bipolar bzw. manisch- depressiv!
- Bipolare Störung: manisch- depressiv, unnatürliche Erregtheit/Glücksgefühl im im Wechsel mit depressiver Lähmung phasenweise
- Dysthymie: beginnt oft schon in der Jugend oder frühem Erwachsenenalter und ist eine chronisch anhaltende Verstimmung
Es gibt somit nicht DIE DEPRESSION, genauso wenig gibt es DIE THERAPIE oder DAS ANTIDEPRESSIVA. Verschiedene Therapieformen werden allein oder in Verbindung mit Psychopharmaka eingesetzt.
Bei den Therapieformen sind deren drei zu erwähnen. Die kognitive Verhaltenstherapie, die interpersonelle Therapie und die tiefenpsychologische/ psychoanalytische Therapie.
- Kognitive Verhaltenstherapie: Im Vordergrund steht hier, dass die Gedanken und die Zukunft in ein einziges Grau getaucht sind. Hier werden neue Einstellungen und Verhaltensweisen gelernt.
- Interpersonelle Therapie: Sie konzentriert sich auf das zentrale gegenwärtige zwischenmenschliche Problem, welches mit der Depression zusammenhängt.
- Tiefenpsychologische oder Psychoanalytische Therapie: Sie wird häufig bei der Dysthymie angewendet. Hier stehen nicht be-/verarbeitete Gefühle aus der Kindheit und Konflikte aus vergangenen Beziehungen im Vordergrund. Innere Konflikte, die sich im Laufe der Zeit/des Lebens aufgebaut haben, sollen geklärt und gelöst werden.
Wie bereits erwähnt, kann nicht verarbeitete Trauer in die Depression führen. Die Depression ist , im Gegensatz zur Trauer, nur mit ärztlicher Hilfe aufzulösen. Auch wurde bereits gesagt, dass die Trauer ein notwendiger Prozess ist, der bei jedem unterschiedlich lange dauert.
Die Unfähigkeit zu trauern, ist krankhaft. Sie erinnern sich? Borderliner wollen und können nicht trauern. Über 60% aller Depressionen entstehen aus unverarbeiteter/verdrängter Trauer. Was aber nun unterscheidet und verbindet die Depression und die Trauer. Ich versuche es Ihnen in folgender Tabelle darzustellen.
Depressionen | Trauer | |
---|---|---|
Zeitlich begrenzt | nein | ja (4 Phasen) |
beinhaltet Selbstentwertung | ja | nein |
beinhaltet Schuldzuweisung | ja | nein (nur in der an sich selbst 2. Phase) |
beinhaltet Suizidgedanken | ja | nein |
Ohnmacht/Wut/Zorn | nein | ja |
Schock | nein | ja (in der 1. Phase) |
Schlafstörungen | ja | nein (sollten nicht vorhanden sein, bzw. nur Anfangs) |
Kraftlosigkeit/Antriebslosigkeit | ja | ja |
Kontakt zu Mitmenschen | nein | ja |
Unternehmungen | ja/nein (bipolar) | ja/nein (bipolar) |
Stimmungshoch/-tief | ja | nein |
hilft trösten? | nein | ja |
Annahme von Hilfe | nein | ja |
Anhand der Tabelle, sie erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sehen Sie einige markante Unterschiede. Dennoch sind beide schwer zu unterscheiden.
Analytiker sprechen bei der Depression auch vom depressiven Grundkonflikt "- einerseits einen geliebten Menschen bis hin zur Verschmelzung nahe sein zu wollen und andererseits die Wut zu empfinden, die bis zu dem Wunsch geht, den anderen oder sich selbst zu zerstören". Gleichzeitig ist der Selbstwertkonflikt vorhanden "- überhöhte Ansprüche an sich selbst und gleichzeitig die vollkommene Selbstentwertung". Jetzt schauen Sie nicht so erstaunt. Ihnen ist gerade nur wieder ein Licht aufgegangen. Richtig, es trifft haargenau auf die Borderline-Störung zu und es ist unter anderem auch der Grundkonflikt der Borderline Störung. Hier sehen Sie, wie sehr die Depression zur Borderline-Störung gehört. Bitte, nicht umgekehrt! Die Ablehnung und die Abwertung die das Kind von seinen Eltern- insbesondere der Mutter- erfährt, führt zwangsläufig zu der Frage: "Was ist mit mir los, dass ich nicht geliebt werde?" Diese Frage verinnerlicht sich so stark, dass sie die Selbstzweifel des später Erwachsenen begründet. Nun haben Sie auch Antworten auf die häufig auftretenden depressiven Episoden der Borderline-Störung. (Siehe auch Beziehung Dys-Stress)