Das Trauma

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Der Begriff selbst stammt aus dem griechischen und heißt schwere Verletzung/Wunde. Zu einem Trauma führt ein Ereignis dann, wenn bedrohliche Situationsfaktoren die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Dies kann zu einem Gefühl von Ohnmacht und schutzlosem Ausgeliefertsein führen und das Selbst- und Weltbild dauerhaft erschüttern. Solche Ereignisse können zum Beispiel Überfälle, Vergewaltigung, Unfälle, Folter und Geiselnahme sein. Auch Augenzeuge von einer Gewalttat oder von schweren Unfällen zu sein, kann eine Traumatisierung zur Folge haben. Traumatisierende Erfahrungen sind für Menschen gleichbedeutend mit extremem Stress. Die physiologische Reaktion bei extremem Stress hat Auswirkungen auf das menschliche Gehirn, die auch die daraus entstehende Symptomatik erklärlich macht.

Sie führt unter anderem dazu, dass ein Bereich des Gehirns, der so genannte Hippocampus, der uns hilft Dinge zu integrieren und archivieren, dysfunktional wird und ein anderer Hirnbereich, die Amygdala (Mandelkern) die Ängste, die Gefühle und Sinneseindrücke dieser Situation abspeichert ohne zeitliche Zuordnung. Auslösereize, die an das Trauma erinnern, führen dann immer wieder dazu, dass das qualvoll Erlebte getriggert wird, das heißt, der oder die Betroffene wird von traumatischen Bildern und Eindrücken immer wieder überflutet.

Diese Überflutung nennt man Flashback. Diese Flashbacks sind ein Teil der Symptomatik der so genannten posttraumatischen Belastungsstörung. Hinzu kommen noch Schlafstörungen mit Albträumen, vor dem Hintergrund des anhaltenden Gefühls von Betäubtseins, Hypervigilanz und Depressionen. Frühe Traumatisierungen in der Kindheit führen häufig zur Entwicklung von so genannten Frühen Störungen wie der Borderline - Persönlichkeitsstörung oder der narzisstischen Störung. Unter einer Borderlinestörung versteht man eine schwere Störung der so genannten Ich-Funktionen. Die Betroffenen haben zum Beispiel große Probleme in der Beziehungsgestaltung. Da sie nie gute und stabile Beziehungen kennengelernt haben, müssen sie zwischen guten und schlechten Objekten spalten. Es gibt nur schwarz oder weiß. Gefühle werden oft abgespalten, häufig bekommt nur die große Wut Raum, die zur Abwehr von Nähe und Beziehung führt.

Das lang andauernde Ausgeliefertsein in seelischen Extremsituationen, zum Beispiel als Geisel oder Opfer ritueller Gewalt, kann zu Andauernden Persönlichkeitsveränderungen nach Extrembelastung führen. Diese Störung ist gekennzeichnet durch eine äußerst feindliche und mißtrauische Haltung gegenüber der Welt, durch soziale Leere und Hoffnungslosigkeit sowie ein chronisches Gefühl der Anspannung bei ständigem Entfremdungsgefühl. Ebenso kann es zu Dissoziativen Störungen kommen, bis hin zur Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) (früher multiple Persönlichkeitsstörung). Häufig sind es auch viele körperliche Symptome, die Gewaltopfern die Bewältigung des Alltags schwer machen, zum Beispiel als chronische Schmerzerkrankung oder Somatisierungsstörung.

Das posttraumatische Belastungssyndrom

Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann prinzipiell in jedem Lebensalter entstehen. Auslöser ist/sind ein Ereignis oder regelmäßige Ereignisse, die so bedrohlich sind, dass sie die individuelle Bewältigungsmöglichkeiten des Einzelnen übersteigen, mit Gefühlen von schutzloser Preisgabe und Hilflosigkeit einhergehen und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltbild bewirken.

Die Ereignisse, die eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen können, sind in der Regel das Erleben von direkter oder indirekter Gewalt. Formen der direkten Gewalt sind unter anderem gewalttätige Überfälle, Vergewaltigung, Folter, Geiselnahme, schwere Unfälle, Katastrophen, Kriege und sexuelle Traumatisierung in der Kindheit. Von indirekter Gewalt spricht man, wenn Menschen Zeugen von schwerwiegender Gewalt werden. Dies betrifft häufig Menschen, die im beruflichen Umfeld mit Gewalt konfrontiert sind, wie zum Beispiel Angehörige der Polizei, der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und von Rettungsdiensten.

Die meisten Menschen, die traumatischen Belastungen ausgesetzt waren, sind fähig, ihr Leben fortzuführen, ohne ständig von Erinnerungen an das Geschehen verfolgt zu werden und eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Das bedeutet nicht, dass das Geschehene keine Spuren hinterlassen hat. Nach einem traumatischen Ereignis sind die meisten Betroffenen von diesem Erlebnis in solchem Maß in Anspruch genommen, daß sich unerwünschte Erinnerungen bei gewissen Situationen aufdrängen. Sich aufdrängende Erinnerungen stellen eine normale Reaktion auf bedrohliche Erfahrungen dar.

Dieses wiederholte Auftreten der schlimmen Erinnerungen dient der Funktion, die mit dem Trauma assoziierten Gefühle zu modifizieren und führt in den meisten Fällen zur Toleranz bezüglich des Inhalts der Erinnerungen. Einige Menschen sind jedoch nicht in der Lage, die schrecklichen Erfahrungen zu integrieren und beginnen die spezifischen Muster der Vermeidung und der Übererregung zu entwickeln, die mit der Posttraumatischen Belastungsstörung diagnostiziert gebracht werden.

Was Personen, die eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, von Personen, die nur zeitweilig belastet sind, unterscheidet, ist, dass sie beginnen, ihr Leben um das Trauma herum zu organisieren. Daher ist es die Beharrlichkeit der belastenden Erinnerungen und nicht die direkte Erfahrung des Traumas selbst, die als treibender Faktor hinter der physiologischen und psychologischen Dimension der Posttraumatischen Belastungsstörung das umfassende Funktionieren beeinträchtigen von Person zu Person erheblich. Das entscheidende Element, das ein Geschehen traumatisch macht, bleibt die persönliche Einschätzung der Opfer bezüglich dessen, wie hilflos und bedroht sie sich fühlen, wie weit die psychische Entwicklung war und wie stark die psychische Stabilität an sich war. Daher ist, obwohl ein real stattgehabtes außergewöhnliches Geschehnis der Posttraumatischen Belastungsstörung zugrund liegt, die Bedeutung, die das Opfer dem Geschehen zuschreibt, ebenso wichtig, wie das Trauma selbst.

Die typischen Merkmale einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashback). Diese sind gekennzeichnet von einer Reaktivierung der traumatischen Situation mit begleitenden Bildern, Worten, Affekten, Körpergefühlen, Gerüchen etc. Maßgeblich beteiligt hieran ist das limbische System, hauptsächlich die Amygdala die die Angst und dazugehörigen Assoziationen reaktiviert.

Die Reaktivierung kann durch vielfältige Art und Weise erfolgen: Durch Geräusche, durch Gerüche, durch Ähnlichkeiten mit Tätern, z.B. durch Stimmen oder Gesten des Gegenübers und vieles andere mehr. Traumatisierte mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind in der Situation wieder drin, rutschen ab, brechen ein und haben Mühe, den Kontakt zur gegenwärtigen Realität aufrechtzuerhalten. Sie treten häufig auch in Zeiten der Ruhe oder Reizarmut, z. B. vor dem Einschlafen, auf, oder manifestieren sich als Albträume, in denen das traumatische Ereignis wieder durchlebt wird.

Bei dissoziativen Flashbacks erleben Betroffene häufig qualvolle Ängste aus lebensbedrohlicher Not oder schmerzende Körperempfindungen, ohne das traumatisierende Ereignis direkt erinnern zu können. Dies ist Folge der gestörten Hippokampusfunktion, das ein episodisches Erinnern verhindert. Solche Intrusionen können sich steigern bis zu quälenden Hypermesien, also nicht abschaltbaren Erinnerungen, die fast ständig präsent sind oder leicht angetriggert werden können. Andererseits erleben Traumatisierte mit Posttraumatischen Belastungsstörung häufig eine allgemeine Abflachung von Reagibilität (Reaktionsfähigkeit). Sie fühlen sich gefühlsmäßig dumpf, stumpf und schwingungsarm. Dies macht ein Gefühl von Losgelöstheit oder Entfremdung von anderen, das Gefühl bodenloser Einsamkeit, Leere, das Gefühl, eine eingeschränkte Zukunft zu haben.

Weitere typische Symptome von Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind:

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