Das Trauma: Unterschied zwischen den Versionen

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===Diagnosekriterien DSM-IV und ICD-10===
 
===Diagnosekriterien DSM-IV und ICD-10===
  
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!C. Anhaltende Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma verbunden sind, oder eine Abflachung der allgemeinen Reagibilität (vor dem Trauma nicht vorhanden).
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!(1) Bewusstes Vermeiden von Gedanken, Gefühlen oder Gesprächen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen.
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!D. Anhaltende Symptome erhöhten Arousals (vor dem Trauma nicht vorhanden).
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!(1) Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen.
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!(2) Reizbarkeit oder Wutausbrüche.
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!(5) Übertriebene Schreckreaktionen.
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!E. Das Störungsbild (Symptome unter Kriterium B, C und D) dauert länger als 1 Monat.
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!F. Das Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
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! style="text-align:left;" |Mitverzögertem Beginn: || Wenn der Beginn der Symptome mindestens 6 Monate nach dem Belastungsfaktor liegt.
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nach ICD-10 F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
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! style="text-align:left;" |Stessor || style="text-align:left;" |1. Ereignis oder Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes
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! || style="text-align:left;" |Andere typische Symptome:
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! || style="text-align:left;" |2. Andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umgebung, Anhedonie
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3. Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen können
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! || style="text-align:left;" |Gewöhnliche Symptome:
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! || style="text-align:left;" |4. Vegetative Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, übermäßiger Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit
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5. Angst und Depression
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! || style="text-align:left;" |Seltenere Symptome:
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! || style="text-align:left;" |6. Dramatische, akute Ausbrüche von Angst, Panik oder Aggression
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! colspan="2" style="text-align:left;" | '''Zeitlicher Rahmen''' Symptome treten üblicherweise innerhalb von 6 Monaten nach dem belastenden Ereignis auf
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Aktuelle Version vom 6. Juli 2024, 23:59 Uhr

Der Begriff selbst stammt aus dem griechischen und heißt schwere Verletzung/Wunde. Zu einem Trauma führt ein Ereignis dann, wenn bedrohliche Situationsfaktoren die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Dies kann zu einem Gefühl von Ohnmacht und schutzlosem Ausgeliefertsein führen und das Selbst- und Weltbild dauerhaft erschüttern. Solche Ereignisse können zum Beispiel Überfälle, Vergewaltigung, Unfälle, Folter und Geiselnahme sein. Auch Augenzeuge von einer Gewalttat oder von schweren Unfällen zu sein, kann eine Traumatisierung zur Folge haben. Traumatisierende Erfahrungen sind für Menschen gleichbedeutend mit extremem Stress. Die physiologische Reaktion bei extremem Stress hat Auswirkungen auf das menschliche Gehirn, die auch die daraus entstehende Symptomatik erklärlich macht.

Sie führt unter anderem dazu, dass ein Bereich des Gehirns, der so genannte Hippocampus, der uns hilft Dinge zu integrieren und archivieren, dysfunktional wird und ein anderer Hirnbereich, die Amygdala (Mandelkern) die Ängste, die Gefühle und Sinneseindrücke dieser Situation abspeichert ohne zeitliche Zuordnung. Auslösereize, die an das Trauma erinnern, führen dann immer wieder dazu, dass das qualvoll Erlebte getriggert wird, das heißt, der oder die Betroffene wird von traumatischen Bildern und Eindrücken immer wieder überflutet.

Diese Überflutung nennt man Flashback. Diese Flashbacks sind ein Teil der Symptomatik der so genannten posttraumatischen Belastungsstörung. Hinzu kommen noch Schlafstörungen mit Albträumen, vor dem Hintergrund des anhaltenden Gefühls von Betäubtseins, Hypervigilanz und Depressionen. Frühe Traumatisierungen in der Kindheit führen häufig zur Entwicklung von so genannten Frühen Störungen wie der Borderline - Persönlichkeitsstörung oder der narzisstischen Störung. Unter einer Borderlinestörung versteht man eine schwere Störung der so genannten Ich-Funktionen. Die Betroffenen haben zum Beispiel große Probleme in der Beziehungsgestaltung. Da sie nie gute und stabile Beziehungen kennengelernt haben, müssen sie zwischen guten und schlechten Objekten spalten. Es gibt nur schwarz oder weiß. Gefühle werden oft abgespalten, häufig bekommt nur die große Wut Raum, die zur Abwehr von Nähe und Beziehung führt.

Das lang andauernde Ausgeliefertsein in seelischen Extremsituationen, zum Beispiel als Geisel oder Opfer ritueller Gewalt, kann zu Andauernden Persönlichkeitsveränderungen nach Extrembelastung führen. Diese Störung ist gekennzeichnet durch eine äußerst feindliche und mißtrauische Haltung gegenüber der Welt, durch soziale Leere und Hoffnungslosigkeit sowie ein chronisches Gefühl der Anspannung bei ständigem Entfremdungsgefühl. Ebenso kann es zu Dissoziativen Störungen kommen, bis hin zur Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) (früher multiple Persönlichkeitsstörung). Häufig sind es auch viele körperliche Symptome, die Gewaltopfern die Bewältigung des Alltags schwer machen, zum Beispiel als chronische Schmerzerkrankung oder Somatisierungsstörung.


Das posttraumatische Belastungssyndrom

Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann prinzipiell in jedem Lebensalter entstehen. Auslöser ist/sind ein Ereignis oder regelmäßige Ereignisse, die so bedrohlich sind, dass sie die individuelle Bewältigungsmöglichkeiten des Einzelnen übersteigen, mit Gefühlen von schutzloser Preisgabe und Hilflosigkeit einhergehen und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltbild bewirken.

Die Ereignisse, die eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen können, sind in der Regel das Erleben von direkter oder indirekter Gewalt. Formen der direkten Gewalt sind unter anderem gewalttätige Überfälle, Vergewaltigung, Folter, Geiselnahme, schwere Unfälle, Katastrophen, Kriege und sexuelle Traumatisierung in der Kindheit. Von indirekter Gewalt spricht man, wenn Menschen Zeugen von schwerwiegender Gewalt werden. Dies betrifft häufig Menschen, die im beruflichen Umfeld mit Gewalt konfrontiert sind, wie zum Beispiel Angehörige der Polizei, der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und von Rettungsdiensten.

Die meisten Menschen, die traumatischen Belastungen ausgesetzt waren, sind fähig, ihr Leben fortzuführen, ohne ständig von Erinnerungen an das Geschehen verfolgt zu werden und eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Das bedeutet nicht, dass das Geschehene keine Spuren hinterlassen hat. Nach einem traumatischen Ereignis sind die meisten Betroffenen von diesem Erlebnis in solchem Maß in Anspruch genommen, daß sich unerwünschte Erinnerungen bei gewissen Situationen aufdrängen. Sich aufdrängende Erinnerungen stellen eine normale Reaktion auf bedrohliche Erfahrungen dar.

Dieses wiederholte Auftreten der schlimmen Erinnerungen dient der Funktion, die mit dem Trauma assoziierten Gefühle zu modifizieren und führt in den meisten Fällen zur Toleranz bezüglich des Inhalts der Erinnerungen. Einige Menschen sind jedoch nicht in der Lage, die schrecklichen Erfahrungen zu integrieren und beginnen die spezifischen Muster der Vermeidung und der Übererregung zu entwickeln, die mit der Posttraumatischen Belastungsstörung diagnostiziert gebracht werden.

Was Personen, die eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, von Personen, die nur zeitweilig belastet sind, unterscheidet, ist, dass sie beginnen, ihr Leben um das Trauma herum zu organisieren. Daher ist es die Beharrlichkeit der belastenden Erinnerungen und nicht die direkte Erfahrung des Traumas selbst, die als treibender Faktor hinter der physiologischen und psychologischen Dimension der Posttraumatischen Belastungsstörung das umfassende Funktionieren beeinträchtigen von Person zu Person erheblich. Das entscheidende Element, das ein Geschehen traumatisch macht, bleibt die persönliche Einschätzung der Opfer bezüglich dessen, wie hilflos und bedroht sie sich fühlen, wie weit die psychische Entwicklung war und wie stark die psychische Stabilität an sich war. Daher ist, obwohl ein real stattgehabtes außergewöhnliches Geschehnis der Posttraumatischen Belastungsstörung zugrund liegt, die Bedeutung, die das Opfer dem Geschehen zuschreibt, ebenso wichtig, wie das Trauma selbst.

Die typischen Merkmale einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashback). Diese sind gekennzeichnet von einer Reaktivierung der traumatischen Situation mit begleitenden Bildern, Worten, Affekten, Körpergefühlen, Gerüchen etc. Maßgeblich beteiligt hieran ist das limbische System, hauptsächlich die Amygdala die die Angst und dazugehörigen Assoziationen reaktiviert.

Die Reaktivierung kann durch vielfältige Art und Weise erfolgen: Durch Geräusche, durch Gerüche, durch Ähnlichkeiten mit Tätern, z.B. durch Stimmen oder Gesten des Gegenübers und vieles andere mehr. Traumatisierte mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind in der Situation wieder drin, rutschen ab, brechen ein und haben Mühe, den Kontakt zur gegenwärtigen Realität aufrechtzuerhalten. Sie treten häufig auch in Zeiten der Ruhe oder Reizarmut, z. B. vor dem Einschlafen, auf, oder manifestieren sich als Albträume, in denen das traumatische Ereignis wieder durchlebt wird.

Bei dissoziativen Flashbacks erleben Betroffene häufig qualvolle Ängste aus lebensbedrohlicher Not oder schmerzende Körperempfindungen, ohne das traumatisierende Ereignis direkt erinnern zu können. Dies ist Folge der gestörten Hippokampusfunktion, das ein episodisches Erinnern verhindert. Solche Intrusionen können sich steigern bis zu quälenden Hypermesien, also nicht abschaltbaren Erinnerungen, die fast ständig präsent sind oder leicht angetriggert werden können. Andererseits erleben Traumatisierte mit Posttraumatischen Belastungsstörung häufig eine allgemeine Abflachung von Reagibilität (Reaktionsfähigkeit). Sie fühlen sich gefühlsmäßig dumpf, stumpf und schwingungsarm. Dies macht ein Gefühl von Losgelöstheit oder Entfremdung von anderen, das Gefühl bodenloser Einsamkeit, Leere, das Gefühl, eine eingeschränkte Zukunft zu haben.

Weitere typische Symptome von Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind:

  • Ein- und Durchschlafstörungen,
  • Reizbarkeit oder Wutausbrüche,
  • Konzentrationsschwierigkeiten,
  • übermäßige Wachsamkeit,
  • übertriebene Schreckreaktionen.

Um sich zu schützen, findet man bei traumatisierten Menschen häufig ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten, Gespräche, Orte, die an das Trauma erinnern könnten, werden vermieden, bis hin zum sozialen Rückzug. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Drogeneinnahme, Medikamentenabhängigkeit oder übermäßiger Alkoholkonsum könnten als komplizierende Faktoren hinzukommen.

Die Posttraumatische Belastungsstörung folgt dem Trauma mit einer Latenz (Verschiebung), die Wochen bis Monate, in seltenen Fällen auch Jahre dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft und unter anderem durch folgende Aspekte mitbestimmt:

- Merkmale der traumatischen Situation: Schwere und Dauer, Ausmaß des erlebten Kontrollverlustes.

- Fähigkeiten des Individuums, Alter und Entwicklungsstand, vorher entwickelte Bewältigungskompetenzen.

- Unweltreaktionen: Bewertung der Erfahrung durch die soziale Umwelt, Ausmaß vonSchutz,

Als weitere Folge z. B. nach Traumatisierung in der Kindheit in Form jahrelanger sexuellen Missbrauchs findet man häufig Persönlichkeisstörungen. Verschiedene Studien belegen, dass bei 60% bis 85% von Menschen, die eine Borderlinestörung haben, sexuelle Gewalt in der Kindheit erlebt wurde. Betroffene mit schweren dissoziativen Identitätsstörungen bzw. multiple Persönlichkeiten sind zu über 90% in der Kindheit sexuell mißbraucht worden. Viele körperlich Misshandelte lernen mental aus ihrem Körper auszusteigen, neben sich zu treten, um möglichst wenig zu durchleiden. Diese Form der Dissoziation nennt man Depersonalisation und stellt den Versuch einer kreativen Lösung dar, um eine unerträgliche Realität durch Veränderung der Wahrnehmung zu ertragen.

Sehr of findet man bei Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung autoaggressive Tendenzen in Form von Selbstverletzungen bis hin zu Suizidversuchen.

Bei den meisten Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung findet man körperliche Auffälligkeiten und Symptome. Bei sexuell traumatisierten Frauen findet man häufig Unterleibsbeschwerden, Unterleibserkrankungen. Dazu gehören Störungen des Zyklus, wie Dys- und Amenorrhoe (das Nichteintreten oder Ausbleiben der Regelblutung), Sexualstörungen, Fehlgeburten, manchmal völlige Anästhesie des Unterleibs. Der Körper erinnert sich an Erlebtes, ohne dass es Worte oder Verstehen braucht, oder gibt.

Opfer sexueller Gewalt können später Sexualität häufig nicht oder nur entfremdet erleben. Sexualität wurde ausschließlich als Bemächtigung und Gewalt erlebt, bedeutete auch Aufopferung und manchmal Beruhigung des Täters. Auch Prostitution ist häufig Folge von sexueller Traumatisierung in der Kindheit, Schätzungen besagen, dass ca. 90% der Prostituierten in der Kindheit sexuell traumatisiert worden sind.

Bei vielen sexuell Traumatisierten findet man Symptome wie Druckgefühl auf der Brust, Würgereize, Asthma, Hyperventilation, Husten und Ähnliches. Auslöser dafür sind oft in der Vergangenheit erlebte orale Vergewaltigungen, in denen die Opfer gleichzeitig gewürgt wurden oder während dessen ihnen der Mund zugehalten wurde.

Viele der sexuell traumatisierten Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung leiden zudem unter Esstörungen, die mit Übelkeit und Erbrechen, mit Kloßgefühl im Hals, bis hin zur Ausbildung einer Anorexia nervosa oder Bulimie einhergehen. Viele klagen über unerträglichen Ekel als Folge von oraler Vergewaltigung in frühester Kindheit. Weiterhin findet man häufig bei Betroffenen der Posttraumatischer Belastungsstörung chronische Schmerzzustände, die alle Körperregionen betreffen können. Oft sind der Kopf und der Rücken betroffen. Viele entwickeln eine Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit. Man findet auch Zwangserkrankungen, wie etwa Kontroll- und Waschzwänge oder psychogene Lähmungen, bis hin zur zeitweiligen Notwendigkeit eines Rollstuhls.

Bei Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung bestehen praktisch immer Schlafstörungen, dies können sowohl Ein- sowie auch Durchschlafstörungen sein.

Die Symptome der Belastungsstörung sind als Wiederholungen und Retraumatisierungen zu sehen. Sie sind Körpererinnerungen, stellen auch aggressive Mechanismen dar, sind aber auch Selbstheilungsversuche als Anpassungsleistung oder Konfliktlösungsversuche, Kommunikationsversuche und Signale.

Das posttraumatische Belastungssyndrom
PTSD

Abkürzung für:

Post-traumatic stress disorder (englisch)
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS oder PTB)
(Bezeichnung nach DSM IV)

andere Bezeichnung: - Posttraumatische Stressreaktionen (hier kein "Krankheits-Stigma", vgl. KROLZIG, Meerbusch, 1999, S.1);


weitere Bezeichnungen:

- Posttraumatische Belastungsreaktionen (PTBR oder PTB)
- Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS oder PTB)
- Posttraumatisches Stresssyndrom (PTSS)
- Posttraumatische Stresserkrankung (PTSE)
- Posttraumatische Stress-Störung (PTSS)
- Psychotraumatisches Belastungssyndrom (PTBS)
- Psychotraumatische Belastungsstörung (PTB)

nach DSM-IV 309.81 Posttraumatische Belastungsstörung


Diagnosekriterien DSM-IV und ICD-10

A. Die Person wurde mit einem traumatischen Ereignis konfrontiert, bei dem die beiden folgenden Kriterien vorhanden waren:
(1) Die Person erlebte, beobachtete oder war mit einem oder mehreren Ereignissen konfrontiert, die tatsächlichen oder drohenden Tod oder ernsthafte Verletzung oder eine Gefahr der körperlichen Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer Personen beinhalteten.
(2) Die Reaktion der Person umfasste intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen.
B. Das traumatische Ereignis wird beharrlich auf mindestens eine der folgenden Weisen wiedererlebt:
(1) Wiederkehrende und eindringliche belastende Erinnerungen an das Ereignis, die Bilder, Gedanken oder Wahrnehmungen umfassen können.
(2) Wiederkehrende, belastende Träume von dem Ereignis.
(3) Handeln oder Fühlen, als ob das traumatische Ereignis wiederkehrt (beinhaltet das Gefühl, das Ereignis wiederzuerleben, Illusionen, Halluzinationen und dissoziative Flashback-Episoden, einschließlich solcher, die beim Aufwachen oder bei Intoxikationen auftreten).
(4) Intensive psychische Belastung bei der Konfrontation mit internalen oder externalen Hinweisreizen, die einen Aspekt des traumatischen Ereignisses symbolisieren oder an Aspekte desselben erinnern.
(5) Körperliche Reaktionen bei der Konfrontation mit internalen oder externalen Hinweisreizen, die einen Aspekt des traumatischen Ereignisses symbolisieren oder an Aspekte desselben erinnern.
C. Anhaltende Vermeidung von Reizen, die mit dem Trauma verbunden sind, oder eine Abflachung der allgemeinen Reagibilität (vor dem Trauma nicht vorhanden).

Mindestens drei der folgenden Symptome liegen vor:

(1) Bewusstes Vermeiden von Gedanken, Gefühlen oder Gesprächen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen.
(2) Bewusstes Vermeiden von Aktivitäten, Orten oder Menschen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen.
(3) Unfähigkeit, einen wichtigen Aspekt des Traumas zu erinnern.
(4) Deutlich vermindertes Interesse oder verminderte Teilnahme an wichtigen Aktivitäten.
(5) Gefühl der Losgelöstheit und Fremdheit von anderen.
(6) Eingeschränkte Bandbreite des Affekts (z.B. Unfähigkeit, zärtliche Gefühle zu empfinden).
(7) Gefühl einer eingeschränkten Zukunft (z.B. erwartet nicht, Karriere, Ehe, Kinder oder normal langes Leben zu haben).
D. Anhaltende Symptome erhöhten Arousals (vor dem Trauma nicht vorhanden).

Mindestens zwei der folgenden Symptome liegen vor:

(1) Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen.
(2) Reizbarkeit oder Wutausbrüche.
(3) Konzentrationsschwierigkeiten.
(4) Übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz).
(5) Übertriebene Schreckreaktionen.
E. Das Störungsbild (Symptome unter Kriterium B, C und D) dauert länger als 1 Monat.
F. Das Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
Akut: Wenn die Symptome weniger als 3 Monate andauern.
Chronisch: Wenn die Symptome mehr als 3 Monate andauern.
Mitverzögertem Beginn: Wenn der Beginn der Symptome mindestens 6 Monate nach dem Belastungsfaktor liegt.

nach ICD-10 F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung

Stessor 1. Ereignis oder Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes
2. würde bei fast jedem eine tiefe Verstörung hervorrufen
Symptome Notwendige Symptome:
1. Wiederholte unausweichliche Erinnerung oder Wiederinszenierung des Ereignisses in Gedächtnis, Tagträumen oder Träumen
Andere typische Symptome:
2. Andauerndes Gefühl von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umgebung, Anhedonie

3. Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen können

Gewöhnliche Symptome:
4. Vegetative Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, übermäßiger Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit

5. Angst und Depression

Seltenere Symptome:
6. Dramatische, akute Ausbrüche von Angst, Panik oder Aggression
Zeitlicher Rahmen Symptome treten üblicherweise innerhalb von 6 Monaten nach dem belastenden Ereignis auf