Kommunikation mit einer Borderline-Persönlichkeit

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Betrachten wir uns kurz die Kommunikationsfähigkeit des Borderliners, (der Borderline-Störung) hier M., an den vorangegangenen Beispielen. Eines der Grundgesetze der Kommunikation lautet: Wenn A etwas sagt und B versteht es nicht, ist A daran schuld. Warum? A hat die Verantwortung, auf der Frequenz zu senden, die B eingestellt hat. Im Normalfall wissen Sie (A) die Frequenz, doch hier? Der Empfänger B (M.) ist kaputt, da können Sie senden, was Sie wollen. Im wahrsten Sinne des Wortes- Sie drehen am Rad. Für den Borderliner heißt das, er empfängt nur Ihr Kauderwelsch. Wenn Sie also zwei die gleiche Sprache sprechen, heißt das noch lange nicht, dass sie sich verstehen. Ich möchte versuchen, Ihnen das an einem Beispiel zu erläutern, welches Sie jetzt auf den Borderliner und Ihrer jetzigen Situation übertragen können.

Sie sitzen in einem Sessel, der ziemlich tief ist und fühlen sich schwach. Vor Ihnen steht ein Roboter, der natürlich anhand seiner Programmierung nur definierte Signale versteht. Er hat eine menschliche Gestalt und verhält sich im Prinzip auch "menschlich". Fehler eins: Sie setzen den Roboter mit sich gleich. Fehler zwei: Sie gehen davon aus, dass er, der Roboter, demzufolge genau so denkt und "versteht", demzufolge Sie versteht. Da Sie ihn also vermenschlichen, blenden Sie die Realität, die Fakten aus.

Sie wollen also aus dem Sessel aufstehen und da er, wie gesagt, tief ist und Sie schwach sind, bitten Sie den Roboter um Hilfe. Sie strecken die Hand aus und sagen: "Gib mir deine Hand." Jeder Mensch würde das verstehen. Der Roboter jedoch schaut Sie verwundert an, wird seine Hand abschrauben und sie Ihnen geben. Er hat genau das getan, was Sie gesagt haben- nicht was Sie gemeint haben. Hätten Sie gesagt: "Hilf mir beim Aufstehen." Wäre das eine klar definierte Information gewesen. Genauso verhält es sich mit der Borderlinepersönlichkeit. Durch seine "schwarz- weiß" Welt braucht er klar definierte Aussagen, die keine andere Deutung zulassen. Das heißt, allein im "normalen" Zusammenleben mit einem Borderliner (einer Borderline-Störung) gestaltet sich die Kommunikation schon schwierig. Im Falle der Trennung, da Streit fast immer gleich Trennung ist, ist eine verstehende Kommunikation fast unmöglich. Erstens, ist der Empfänger kaputt und zweitens, stehen Sie auch noch auf der anderen Seite der Mauer, Sie sind schwarz und er ist weiß. Nun könnte man ja meinen, wenn schwarz sendet und weiß empfängt, wenigstens grau herauskommt. Falsch!

In dem beschriebenen Beispiel (Trennung/ Treffen) begehen nun 99 % von Ihnen den Fehler und kastrieren sich selbst, geben den letzten Rest ihrer Persönlichkeit auf. Sie gestehen Fehler ein, die der Borderliner von Ihnen fordert. Sie beschuldigen sich selbst und bitten um Verzeihung. Eigentlich wissen Sie nicht wofür, doch irgendwie schafft es ja der Borderliner, die Dinge (Ihre Schuld) so darzustellen, dass Sie in diesem Moment daran glauben. Denken Sie zurück. Wie oft hat diese Spiel schon funktioniert. Funktioniert es wieder, gehen Sie nur in eine neue Runde des gleichen Spiels. Das wiederholt sich, bis Sie nichts mehr haben, um mitzuspielen. Nämlich sich selbst.

Betrachten wir uns einmal kurz die "normale" Kommunikation in der Beziehung zu einem Borderliner und wie schwierig sich diese allein schon gestalten kann. Grundsätzlich sendet und empfängt der Mensch auf vier (4) Kommunikationsebenen. Wir wollen das jetzt nicht groß vertiefen, doch grundsätzlich gilt, dass der Borderliner in zwischenmenschlichen Beziehungen, egal, wie Sie senden, auf der Beziehungsebene- nie auf der Sachebene empfängt. Der Bewertungsgrad der Beziehungsebene hat für den Borderliner absolute Priorität. Da er Ich- bezogen, also ein Egozentriker ist, setzt er auch alle in Bezug zu seinem schwachen "Ich".

Dazu wieder ein Beispiel und wir nehmen wieder M. (unseren weiblichen Borderliner) und H. Für die meisten Menschen, wir gehen einmal davon aus, ist Sex der Ausdruck von Liebe. Das heißt, der Liebe wird Ausdruck verliehen. Nicht so für den Borderliner, wie wir wissen (Warum ich das erwähne, werden Sie gleich sehen).

M. und H. liegen nach vollzogener Liebe im Bett. H. betrachtet M. und ihm fällt plötzlich ein/ auf, dass M. sich fast nie schminkt. Ohne Weiteres ist M. ein hübsches Wesen (zumindest sieht er es so- denn was man mit Liebe betrachtet, ist immer schön), aber sie könnte viel mehr aus diesem Gesicht machen (Warum sie sich nicht schminkt, ist unter Fall M. und Anorexie beschrieben).

H. fragt M.: "Sag mal, warum schminkst du dich eigentlich nicht?"

H. sendet vollkommen auf der Sachebene und erwartet natürlich auch eine Antwort auf der Sachebene. Hat er sich aber geschnitten. M. empfängt auf der Beziehungsebene. M. schaut H. hasserfüllt an, springt wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und schickt sich an, den Ort, der ebn noch Ausdruck der Liebe war, zu verlassen.

H.: Ach du dickes Ei, denkt er, was habe ich denn jetzt wieder gemacht. Er erfasst zwar, dass er seinem Zuckerpüppchen wieder mal zu nahe getreten ist, doch den Hintergrund versteht er nicht. Es lag nicht in seiner Absicht und so versucht er M. zu besänftigen. "Hey (Kosewort), ich wollte dich nicht verletzen. Na komm wieder her. Ich meine doch nur, du könntest noch viel mehr aus deinem hübschen Gesichtchen machen. M. krabbelt ins Bett zurück und fängt an zu weinen. "Wenn du so etwas sagst, komme ich mir immer so unfertig vor. Mein ganzes Leben schon fühle ich mich so."

H. schaut ziemlich konstantiert aus der Wäsche und hat nun alle Hände voll zu tun, M. zu beruhigen, um diese Situation nicht wieder in einer Katastrophe enden zu lassen.

Was ist passiert? Richtig, M. hat die Frage von H. auf der Beziehungsebene übersetzt und in Bezug zu ihrem schwachen Selbstwertgefühl gesetzt. Auf der Beziehungsebene übersetzt das menschliche Gehirn grundsätzlich in der Bewertung: "Wie steht der andere zu mir?"

M. versteht also "du bist nicht schön. Wenn du dich schminkst, kann man dich wenigstens anschauen. Dann siehst du wenigstens aus, wie eine Frau. Du bist so nicht liebenswert"

In Bezug auf ihr schwaches Selbstwertgefühl: "Ich bin nicht liebenswert, da nicht schön." In den wenigsten Fällen kann ein Borderliner diese Übersetzung artikulieren. In den meisten Fällen hat man die herrlichste Eskalation. Den vorangegangenen Sex, Ausdruck der Liebe, erwähnte ich, um zu verdeutlichen, dass vorangegangene Liebesbekundungen schon nach Sekunden oder Minuten keine Relevanz mehr haben.

Siehe auch