Ich-Identität der Borderline-Störung

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Die fehlende Ich-Identität führt beim Borderliner auch im sexuellen Bereichen zu fehlenden Präferenzen.

Er weiß also oft nicht in welche Richtung er tendiert. Auch polymorphes Sexualleben zeichnet ihn hier.

Da er keine klare Unterscheidung zwischen dem Ich und Du hat, unterliegt er der projektiven Identifizierung. Dies heißt, dass er sein Gegenüber in sich übernimmt. Er wird zum "Du". In diesem Bezug unterliegt er auch der primitiven Idealisierung. Da ein Idol nicht kontinuierlich das hergeben kann, was von ihm erwartet wird, kommt es unweigerlich zu Enttäuschungen. Und da der Borderliner der Spaltung unterliegt, ist seine Reaktion auf das "Idol" dementsprechend kraß. Für ihn bedeutet die Enttäuschung Todesangst (verlassen werden von der Mutter). In der absoluten Nähe zum Partner kann dies aber auch seine Todesangst (Verschlungen werden von der Mutter) hervorrufen.

Da er, wie bereits erwähnt, auf der vergeblichen Suche nach der, nicht bekommenen optimalen, Symbiose mit der Mutter, im anderen, ist muß er zum nächsten "Ideal/Idol" "ziehen". Wir können also sagen, dass sich der Borderliner mit Beziehung und noch mal Beziehungen in seinem Leben beschäftigt. Er kann die momentane Beziehung aber erst beenden wenn der/die "gute weiße Ritter / Fee" in Aussicht oder bereits vorhanden ist. Dies bedingt ein sehr schweres wenn nicht gar unmögliches Zusammenleben mit ihm.

Das führt entweder immer in sehr kurze aber intensive Beziehungen (da Suche nach Symbiose), da das einzige stabile die Instabilität ist, oder aber zu häufig einfach wechselnden sexuellen Kontakten, da er hier seine Todesangst nicht spüren muß und er sich so spürt. Hier kann er seine orale Wut (Ur-Wut auf die Mutter) befriedigen, hier weiß er "ist", er existiert. Für ihn ist es eine Aggressionsbefriedigung.

Er benutzt somit die Sexualität, um den anderen zu manipulieren. Manipulation zur Triebbefriedigung.

Allerdings benutzt die Borderlinepersönlichkeit die Sexualität, (dies ist hier ein unangebrachter Begriff, denn für die Borderlinepersönlichkeit ist es "ficken", ein rein animalischer Akt ohne Gefühle, außerhalb der Beziehung) um seine innere Triebspannung abzubauen und oder seine Ängste zu kompensieren. Leider aber auch, oft genug innerhalb der Beziehung (zumindest außerhalb der Idealisierungsphasen).

Der Film "Allein" gibt hier in einer Szene ein sehr gutes Beispiel.

Maria, Borderlinepersönlichkeit, verliebt sich in Jan. Mit diesem Gefühl kann sie nicht umgehen. Als Jan, im Zuge seines Studienprojektes, für einige Tage nach Holland muß, ist der innere Schmerz für sie unerträglich. Den Schmerz, das Gefühl, verlassen worden zu sein "allein" zu sein, kompensiert sie mit Alkohol und animalischem Sex, ohne Gefühl.

Als Jan zurückkommt spürt er das etwas nicht stimmt. Es kommt zu folgender Situation: Obwohl sie sich auf ihn, tief und ehrlich, gefreut hat kann sie im Moment keine Zärtlichkeit (sie wollen miteinander schlafen) zulassen. Ihr Selbsthass bricht hervor und sie sagt: "Als du weg warst habe ich mich ficken lassen. Ich wollte es nicht, aber mir ging`s nicht gut"

Eine knallharte, kurze, pragmatische Aussage in der doch die ganze Wahrheit, die Tatsache über das Dilemma der Borderline-Persönlichkeit steckt. Diese kurze, sehr unemphatische, Aussage ist übrigens bezeichnend für die Borderline-Persönlichkeit und der eine oder andere von Ihnen wird sie vielleicht auch schon gehört haben. (In den meisten Fällen kommt noch die Aussage hinzu "Ich war betrunken")

Man könnte nun einfach sagen, die Borderline-Persönlichkeit ist triebgesteuert, dem ist nicht ganz so. Er ist impulsgesteuert. In der Regel liegt dem Impuls ein Trieb bzw. Antrieb zu Grunde und jeder Trieb, da fehlendes "ICH", muss bei ihm sofort befriedigt werden. Geschieht dies nicht, bekommt der Partner die komplexe orale Wut zu spüren. Die Reaktion ist also wiederum (wie bei einem 3-jährigem Kind) extrem. Aggression, in Form von Gewalt, emotionale Erpressung, verlassen werden, oder selbstschädigende Handlungen sind die unmittelbare Folge.

Wenn dies geschieht und ein/e neue/r "weißer Ritter/Fee" ist nicht in Aussicht, kehrt der Borderliner reumütig zum alten "Idol" zurück.

Siehe auch